Einführung
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Als wir im Jahre 2003 auf unserer Fahrradreise durch Ostanatolien in Doğubayazıt
den eindrücklichen Vulkankegel des Ararats erblickten, keimte der offensichtliche Gedanke, diesen Berg zu besteigen oder zu
umrunden. Dieser Bericht handelt von der Realisierung der zweiten Idee. Normalerweise ist die Umrundung eines Berges, sei er auch von
stattlicher Grösse, eine Sache von wenigen Tagen - nicht jedoch wenn er in der Araratregion liegt. Die dort ansässigen
Völkerschaften - Türken, Kurden, Armenier und Azerbaidschaner - sind sich feind und die Grenzen zwischen
Armenien und der Türkei und Azerbaidschan bleiben auf weiteres rigoros geschlossen. Es waren somit kleinere Umwege über
den Iran und Georgien angesagt! Dass man die Route auf Grund von sehenswerten Zielen mit Abstechern weiter dehnt, versteht sich fast von
selbst. Am Schluss der Tour stehen dann über 4000 km auf dem Odometer.
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Frühere Reisen in der gleichen Weltgegend
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Türkei, Iran und Afghanistan (1977). Eine Rucksackreise mit Brigitte, vorwiegend mit
öffentlichen Verkehrsmitteln realisiert, die uns durch Istanbul, Ankara, Täbriz, Teheran, Mashhad, Herat, Mazar-i-Sharif,
Bamian, Kabul, Kandahar, Quetta, Zahedan, Bam, Kerman, Yazd, Isfahan, Shiraz, Hamadan, Kermanshah und zurück durch die
Türkei brachte.
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Anatolien und Türkisch-Kurdistan (2003). Bilder (vorerst) der Fahrradtour mit Sandra, die uns
von Ankara nach Kappadokien, über den Taurus an den Euphrat und Tigris und schliesslich durch das türkische Kurdistan
bis fast an die iranische Grenze bei Doğubayazıt führte.
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Foto Gallerien
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Klicken Sie sich einfach durch unsere Fotoshow und geniessen Sie die vielfältigen Typen von Landschaften,
die von subtropischen Waldgebieten über alpine Weidelandschaften und Grassteppen bis hin zu Wüsten
mit herrlichen Flussoasen variieren.
Die in der Region ansässigen Menschen verschiedenster Kulturen und Epochen hinterliessen ausserdem in Form
von Moscheen, Kirchen und Klöstern, Befestigungsanlagen und Palästen zahlreiche kulturelle Zeugnisse
von eindrücklicher Schönheit.
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Index der Bilder.
Die in der Dia Show «Impressionen» gezeigten Bilder im Kleinformat zusammengefasst.
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Impressionen.
Die Tour um den Ararat dargestellt in Bildern und jeweils in getrenntem Fenster angezeigt.
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Reise in Bildern.
Die in den Textteilen zur Illustration verwendeten Bilder im Grossformat dargestellt.
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Reise Etappen
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Auf Grund der unterschiedlichen geographisch-klimatischen Bedingungen - aber auch wegen
der ausgewählten Reiseroute oder manigfaltiger kultureller Aspekte - lässt sich
die Erzählung über unsere Reise gut in nachfolgende Teilkapitel aufgliedern:
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Pontisches Scheidegebirge. Von Trabzon an der Küste des Schwarzen Meeres fuhren wir durch die
Haselnusswälder zum eindrücklich in einer hohen Felswand errichteten und ständig von Wolken umwogten
Kloster Sümela. Nach Erreichen der Baum- und Wolkengrenze offenbarte sich uns eine Gegend mit ausgedehnten Matten mit
alpinem Charakter auf denen grosse Herden mit Kühen und Schafen weideten. Mehrere hohe Pässe, die sich uns
entgegenstellten, erklommen und überwanden wir auf teils groben Schotterpisten.
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Schluchten des Çoruh Nehri. Hinter Bayburt mit seiner imposanten Festung folgten wir
für mehr als 200 km dem mächtigen Lauf des Flusses Çoruh. Dieser entspringt etwas nördlich von
Erzurum und fliesst erst in westlicher Richtung, um dann in der Gegend von Bayburt seine Orientierung um 180 Grad zu ändern.
Eingeklemmt zwischen den Kaçkar und den Mescit Bergen verläuft er weiter in einem tiefen Graben mit vielen
Schluchten nach Ostnordost, um schliesslich bei Batumi in Georgien ins Schwarze Meer zu
münden. Auf seiner ganzen Länge durchfuhren wir malerische Landschaften mit dem Charakter von Flussoasen
abwechselnd mit tiefen Schluchten, die an nordamerikanische Cañons erinnerten.
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Alpine Wälder, Weiden und Grassteppen. Im Osten von Artvin galt es die Bergkette der
Yalnızçam Dağları zu überwinden. Diese Berge stellen eine markante Klima und
Vegetationsscheide dar: Im Westen dominieren dichte Wälder aus Laub- und Nadelbäumen die tieferen und
höheren Lagen. Dazwischen eingebettet lagen grüne Alpwiesen auf welchen gerade das Heu eingebracht wurde.
Auf der dem Schwarzen Meer mit seinen regenbringenden Wolken abgewandten Ostseite wurden die Bäume selten
und die Landschaft nahm den Charakter einer Grassteppe an, die in vielen Aspekten an die Mongolei erinnerte. Die schönsten Aspekte
dieser Gegend offenbarten sich am Çıldır Gölü am Dreiländereck Türkei, Georgien und Armenien.
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Ani - ehemalige armenische Kapitale. Am äussersten Rand der Türkei und auf Grund
der geschlossenen Grenzen zum Nachbarland Armenien auch quasi am Ende der Welt, finden sich die Ruinen der hochmittelalterlichen
armenischen Stadt Ani. Als Hauptstadt der Bagratiden spielte Ani von der Jahrtausendwende bis ins frühe 14. Jahrhundert eine
bedeutende ökonomische, politische und kulturelle Rolle. Der Reichtum seiner Einwohner fand seinen Niederschlag in zahlreichen bedeutenden
Baudenkmälern, deren Ruinen trotz des Erdbebens von 1319, und der langen Zeit der Vernachlässigung seither,
sich noch in einem erstaunlich guten Zustand befinden.
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Türkisch-kurdische Gebiete am Ararat. Von Iğdir aus
erblickten wir erstmals die Schneekappe und die Silhouette des Leitmotifs unserer Reise und wir hofften, diese noch aus weiteren
Richtungen und Ländern aus zu Gesicht zu bekommen. Auf dem weiteren Weg nach Doğubayazıt verliessen
wir die mehrspurige Schnellstrasse, um auf einer Piste über den 2075 m hohen Çilli Pass zu fahren. Diese Route führte
uns durch ein traditionelles Siedlungsgebiet der Kurden und durch ihre an den Berghängen gelegenen kleinen Dörfern.
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Qarah Kelisa - Armenische Kirche im Iran. Nach der Grenze zum Iran wandten wir uns bald von der
nach Maku und Tabriz führenden Hauptverkehrsader ab und folgten der türkisch-iranischen Grenze bis nach
Chaldiran. In dessen Nähe besuchten wir die dem heiligen Taddaeus geweihte armenische Kirche, die auf Grund ihrer
durch die Basaltsteine verliehenen dunklen Farbe besser unter dem azerbaidschanischen Namen Qarah Kelisa - schwarze
Kirche - bekannt ist.
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Orumieh-See in iranisch Azerbaidschan. Im weiteren Umkreis um den Berg Ararat liegen die
drei grossen Seen von Van, Sevan und Orumieh, die sich merklich in ihren Wässern unterscheiden: der Vansee enthält
Sodalauge, der Sevansee Süsswasser und dem Orumiehsee ist wie dem Toten Meer hochkonzentriertes Salzwasser
vorbehalten. Hatte man endlich nach einem langen Weg über die steinharte Salzkruste das seichte Gewässer erreicht,
konnte man sich einfach reinlegen und sich ohne die geringste Anstrengung vom Wind ein wenig treiben lassen.
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Tabriz und Ostazerbaidschan. Tabriz ist die drittgrösste Stadt des Irans und unbestrittenes
Zentrum des Nordwestens. Mit Kulturdenkmälern könnte sie zweifellos mit den Perlen Persiens, wie Mashhad, Shiraz oder
gar Isfahan mithalten, wären da nicht die fürchterlichen und verheerenden Erdbeden, welche die Stadt immer wieder
in Schutt und Asche gelegt hatten. Das Wenige, das uns aus alten Zeiten erhalten blieb, wird jedoch kunstvoll und gekonnt
bewahrt und restauriert. Eindrücklich waren die Originaldekorationen an der Blauen Moschee und das grosse Bazarviertel.
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Provinz Gilan am Kaspischen Meer. Als wir uns von Tabriz nach Osten wandten verliessen wir
über einen 2386 m Pass das eher niederschlagsarme Hochland von iranisch Azerbaidschan und fanden uns wieder einmal
in einer klimatisch und vegetationsmässig komplett andersartigen Region wieder, der Provinz Gilan am Kaspischen Meer.
In der langen Abfahrt trafen wir erst auf grüne Alpwiesen, anschliessend auf dichten
Buchen- und Eichenwald, bis wir schliesslich in der Küstenebene von sattgrünen Reisfeldern umgeben waren.
Welch ein Gegensatz zu den Lehmbauten des Binnenlandes stellten auch die bedachten Wohnhäusern dar.
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Stadt und Provinz Ardabil. Nun bereits wieder auf der Rückreise, erklommen wir inmitten
der vielen iranischen Touristen und in Sichtweite der Grenzwachttürme zur Republik Azerbaidschan das Hochland der
Provinz Ardabil. Deren Hauptstadt gleichen Namens hat Bedeutung erreicht durch das Wirken des islamischen Ordens, welcher
als Keimzelle und Ausgangspunkt der Schia in Iran gilt. Er geht auf die Lehre des Sheikh Safi ad-Din zurück, dessen
Grabstätte sich uns in eindrücklicher Harmonie präsentierte.
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Araxtal - Grenze zu Berg-Karabach und Armenien. Mit jedem Kilometer Annäherung an das
Gebiet am Araxfluss verschlechterte sich das Wetter, bis es dann am letzten hohen Pass wie aus Kübeln goss.
Als wir den Fluss erreichten und die Nebelschwaden sich lichteten, blickten wir mit gemischten Gefühlen über
den Grenzfluss hinweg. Dahinter die wunderschön gezackten dunklen Bergketten Karabachs und dazwischen die
verlassenen und in Ruinen liegenden aserischen Dörfer, die noch heute vom unbewältigten Konflikt um diese
Region zeugen.
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Sjunikh - der wilde Süden Armeniens. Die an den Iran grenzende Provinz Sjunikh
ist, wie die direkt benachbarte Region Nagorno Karabach, Gebirgsland in Reinstkultur. Schon kurz hinter der wohlgehüteten
Grenze bei Meghri begann die Steigung zum 2565 m hohen Meghrinski Pass und es sollte nicht die letzte bleiben. Ein
landschaftsprägendes Element stellt der Fluss Vorotan dar, welcher sich hunderte von Metern tief in die
Landschaft eingefressen hat und herrliche cañonartige Schluchten durchläuft. Direkt an einem steilen
Felsabbruch liegt die äusserst sehenswerte Klosteranlage von Tathev, die wir von Süden her über
Bergpisten erreichten.
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Vajots' Dzor und Gegharkhunikh - Armeniens Osten. Die weiten grasbewachsenen Hochebenen
Sjunikhs über den Vorotanpass verlassend, tauchten wir in der Provinz Vajots' Dzor als erstes in die malerischen Schluchten
des Arphas und seiner Nebenflüsse ein. An der alten, fast auf dem Selimpass gelegenen Karawanserei vorbei gelangten
wir in die Provinz Gegharkhunikh, in welcher inmitten einer Landschaft mit grasigen Steppen auf einer Höhe
von 1900 m der grosse Sevansee liegt.
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Tavusch und Lori - die Nordprovinzen. Die Grassteppen und die Höhen rund um den
Sevansee hinter uns lassend erfreuten wir uns der langen Abfahrt durch bewaldete Täler mit dichtem Buchen und
Eichenbestand. Als die Berge den Hügeln wichen, rückte die Grenze zu Azerbaidschan näher und
einzelne zerbombte und nicht wieder errichtete Dörfer legten noch Zeugnis ab vom nicht all zu lange zurückliegenden
Krieg. Diesem traurigen Kapitel den Rücken kehrend, konnten wir uns entlang der sogenannten Klösterstrasse
der herrlichen Schluchten des Debedflusses erfreuen. Es war jedoch ein steiler Abstecher auf das Hochplateau notwendig, um
mit dem Haghpat Vankh eines dieser berühmten Klöster auch tatsächlich zu Gesicht zu bekommen.
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Klöster und Kirchen in Zentralarmenien. Nach den Klöstern des Nordens, wollten wir
auch noch einige des Südens besuchen und nahmen deshalb Kurs über die Berge hinweg nach Yerewan. Bevor
wir jedoch in die Nähe dieser geschäftigen und unter einer Smogglocke liegenden Metropole gelangten,
bestaunten wir das emsige touristische Treiben
an den Sandstränden in Sevan und besuchten die beiden hübsch auf einem Bergsporn gelegenen Kirchlein,
die wir jedoch verschlossen fanden. Gänzlich verschieden dann die grossen und berühmten Kirchen in Edschmiadsin,
welche tatsächlich noch als solche benutzt werden und nicht lediglich museale Zeugen einer grossen Vergangenheit darstellen.
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Dem Khasach entlang nach Nordwesten. Nördlich von Aschtarak und eingebettet
zwischen die beiden alten Vulkane Ara und Aragats hat sich der Fluss Khasach in einen tiefen Cañon eingegraben.
Unmittelbar an dessen Abgründen, und durch das Wirken der Elemente teilweise schon darüber hinaus, einige
weitere erhaben im Abendlicht wirkende Klöster. Radfahrerischer Höhepunkt der Etappe war jedoch die Querung
des Spitak-Passes auf der alten Piste, insbesondere die auf vielen Kehren verlaufende lange Abfahrt nach Norden.
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Georgiens Grassteppen und Cañons. Hinter der Grenze zu Georgien änderte sich
vorerst an der durch grosse grasige Hochebenen mit etlichen Feuchtgebieten bis hin zu kleinen Seen geprägten
Landschaft wenig, an der Qualität der Strasse jedoch erheblich viel: Auf wenigen Metern der Übergang von
perfektem Asphalt zu einem einzigen Schlagloch, anders kann man diese Piste kaum bezeichnen. In Minotsminda hatten
wir das schlimme Stück Weg mal hinter uns, aber nach dem Abtauchen in den Cañon hinter Akhalkilakhi
kam es noch übler: Dutzende von Kilometern Neubau der Strasse mit einer Fahrbahn aus groben Flusssteinen.
Ob all dieser Hindernisse, die volle Konzentration beim Radeln abverlangten, gelang es uns fast nicht, die absolut
phantastische Landschaft so zu geniessen, wie sie es eigentlich verdient hätte.
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Wardsia - Felsenkloster in Südgeorgien. Nur wenige Kilometer von der
türkischen Grenze entfernt, befindet sich in einer eindrücklich romantischen Schlucht des Kura- oder Mtkvari-Flusses
das Felsenkloster von Wardsia. Dieses ist vollkommen in eine mehrere hundert Meter hohe Felswand eingelassen und die
Öffnungen der Höhlen, welche als Wohn-, Arbeits, oder auch Kirchenräume dienten, sind schon von
weitem zu erkennen und sorgen für einen unvergesslichen Anblick. Stieg man den Weg hoch zu der gekonnt restaurierten
Stätte, erkannte man gut, dass diese Anlage sich über mehrere Etagen erstreckt, die durch ein Gewirr von Terrassen,
Gallerien und Treppen miteinander verbunden sind. Die Verbindungsgänge sind meist niedrig, so dass man sich bücken
muss, eng und steil, was in der langen Geschichte des Klosters den vielen Feinden sicherlich den Zugang erheblich erschwert hatte.
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Adscharien und Batumi. Nicht klein war die Überraschung als wir nach langem
Aufstieg auf die Passhöhe des knapp über 2000 m hohen Goderdziüberganges gelangten. Vor
uns lag ein stark bewaldetes V-förmiges Tal, an dessen Abhängen
sich viele Dörfer abzeichneten. Der Landschaftstypus mit Wiesen und Tannenwäldern, wie auch die
Siedlungsdichte erinnerten uns stark an Gegenden aus den Voralpen oder dem Schwarzwald. Batumi war ebenfalls
sehr interessant. Der Charme einer Feriendestination mit meilenlangen Stränden mischte sich mit dem stark morbiden
Charme der Plattenbauten aus der Zeit des heute nicht mehr real existierenden Sozialismus.
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Türkische Schwarzmeerküste. Alle Feuchtigkeit des Schwarzen Meeres schien
an der Steilküste zu kondensieren und Nebel und Wolken liessen sich nicht mehr unterscheiden. Konsequenz dieser
klimatischen Verhältnisse sind fast absurd grüne Täler und steil abfallende Abhänge. Um die
Dörfer und Städtchen des Ostens herum wir jedes irgendwie bepflanzbare Flecklein zum Anbau von Tee verwendet.
In jeder grösseren Siedlung steht eine Çay Fabrikası, eine Anlage zum Trocknen und Fermentieren des
Tees. Im Osten gehen die Teeplantagen dann nahtlos in die Haselnussanbaugebiete über. Allem vorgelagert und echt ins Schwarze
Meer hinaus gebaut war die vierspurige Küstenstrasse, durch mächtige Wellenbrecher vor der Erosion geschützt.
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