2000 Höhenmeter auf 60 Kilometer zum Rohtang La
|
Ein früher, aber prächtiger Morgen
|
Kurz vor 5 Uhr stand ich auf, um kurz nach draussen zu schauen. Ein Blick genügte, um festzustellen, dass das
Wetter am heutigen Tag sehr nichts zu wünschen übriglässt. Wir erhoben uns und fuhren bereits
vor 6 Uhr weg ins Stadtzentrum runter. Nik warf in der Hauptpost noch kurz die am Vortag geschriebenen Postkarten
ein und dann ging es los Richtung Rohtang La.
|
Erst im schattigen Talgrund aufwärts
|
Nach der kurzen Abfahrt bis zur Brücke über den Beas ging es entlang dem Flusse durch einige nicht sehr
ansehliche Tibetersiedlungen. Diese Volksgruppe trä hier in der Himalayagegend sehr viel zum Bau und Unterhalt
der Gebirgsstrassen mit. Da sich die Baustellen jedes Jahr wieder an einem andern Ort befinden und die Arbeiter
entsprechend ihren Aufenthaltsort wechseln, wirken die Lager oft ärmlich oder vielleicht treffender
«improvisiert».Wir fuhren noch längere Zeit im Talgrunde, den die Sonnenstrahlen immer noch
nicht erreicht hatten. Nach etwa einer Stunde Fahrt passierten wir einen militärischen Stützpunkt und erreichten
kurz darauf eine Budenstadt an der Strasse. Hier nahmen wir vorerst mal ein kräftiges Frühstück ein.
|
Rent «Snow Boots and Fur»
|
Auf der nachfolgenden Strecke fanden sich an der Strasse immer wieder kleine Läden vor welchen in Reih und Glied
ordinäre Gummistiefel plaziert waren. Die Buden selber waren mit Pelzmänteln behangen. Es wurde offenkundig,
dass hier die Ausrüstung gemietet werden konnte, welche von den indischen Touristen aus dem Flachland in den weiter
oben liegenden Schneefeldern zum Einsatz gelangen sollte. Doch davon soll erst in einem späteren Abschnitt
erzält werden.
|
In grossen Kehren über Alpweiden und durch lockeren Wald
|
Die Sonnenstrahlen hatten uns mittlerweile auch erreicht und wir machten uns auf den weiteren Passanstieg. Die Strasse
führte nun am südöstlichen Hang entlang in weiten Kehren
durch offenen Wald oder über Alpweiden. Kurz nach dem Erreichen der Baumgrenze überwanden wir eine kleine
Kuppe und bogen kurz in ein kleines Tal ein, um sofort wieder am gegenüberliegenden Hang weiter aufzusteigen.
Dort erreichten wir eine kleine touristische Siedlung mit Restaurants, sowie einigen aufdringlichen Safran-Verkäufern.
|
Das Schicksal der Melone
|
Zu unserem Tagesproviant gehörte auch eine in Manali auf dem Markt gekaufte Wassermelone. Nach dem
Überwinden von etwa zwei Dritteln der Höhendifferenz zur Passhöhe fand ich die Zeit fü
gekommen, diese an einem malerischen Ort mit schöner Aussicht zurück nach Manali zu schlachten.
Ein kurzer, kräftiger Schnitt mit dem Militärmesser - und das faule Innere trat ans Tageslicht! Voller
Enttäuschung und Frust packte ich die (ich glaube von Nik) auf diese Höhe hochtransportierte Frucht
und zerschmetterte sie an einem im Boden liegenden Felsen in tausend kleine Stücke!
|
Munteres Treiben im Schnee auf dem Rohtang La
|
Von der Touristenwelle überrollt
|
Der Autoverkehr nahm nun nochmals zu und unversehens gerieten wir Radler nun selber zur touristischen
Attraktivität. Wir wurden aus den Fahrzeugen heraus regelrecht «interviewt» und fotographiert.
Ein Wagen mit einer Sikh-Familie stoppte sogar vor uns. Wir kamen nicht umhin, eine Zwangspause einzulegen, bis
sich die ganze Familie um uns zum Fototermin gruppiert hatte und mit uns komischen Kerlen auf Film gebannt waren.
|
Der «höchstgelegene Verkehrsstau»
|
Auf den letzten paar hundert Metern vor einem etwas schwerer passierbaren Lawinenkegel waren die Autos zum Stehen
verurteilt. Wir konnten uns jedoch ohne grössere Probleme, entweder links oder rechts, an ihnen
vorbeischlängeln und sahen auf diesem Abschnitt viele von unseren «Interviewern» wieder.
|
«Wintersport» à l'indienne
|
Auf den letzten beiden Kilometern bis zur Passhöhe trafen wir dann auch auf den Einsatzort der Gummistiefel
und Pelzmäntel, nämlich ein grösseres und relativ flaches Schneefeld, auf welchem sich die
Heerscharen von «wintersportverrückten» Indern tummelten. Diese spazierten auf ihrem wohl
ersten Schnee herum, liessen sich mit Pferde oder Mensch gezogenen Schlitten herumschieben, oder versuchten
sich sogar mit Skiern auf der ungewohnten Unterlage.
Wir zogen uns in eine der reichlich vorhandenen Teebuden am Rande der Strasse zurück, um etwas
Dhal and Rice zu uns zu nehmen und natürlich auch, um das muntere Treiben weiter zu beobachten.
|
Beschwerliche Abfahrt ins Lahaul
|
Herrliches Bergpanorama
|
Auf der Passhöhe angekommen öffnete sich uns gegen Norden hin ein Panorama, welches sich
gänzlich von dem unterschied, was wir bisher zu Augen bekommen hatten. Das Tal unter uns wies fast
keine grössere, zusammenhängende Vegetation mehr auf, und die Bergketten in der Ferne waren
schroff und sämtlich mit Schnee bedeckt.
|
Durch die Schmelzwasserbäche
|
An den nordwärts orientierten Abhängen lagen noch weite Schneefelder, die bis an die Strasse
hinunter reichten. Aus ihnen traten grössere Mengen von Schmelzwasser aus, welches der Fahrbahn
entlang lief und sich zu veritablen Bächen vereinte und diese natürlich stark ausschwemmte. Wo
sich die strömenden Fluten ihren Weg über die Strasse suchten, galt es für uns diese
Hindernisse einigermassen trockenen Fusses zu überwinden. Dies gelang jedoch nicht in allen Fä:llen.
|
Dosierte Abfahrt nach Gramphoo
|
Nach der Passhöhe verschlechterte sich die Strassenqualität markant. Es ist offensichtlich, dass
der hauptsächliche, d.h. touristisch motivierte, Verkehr von Manali bis zu den Schneefeldern führt.
Geradezu selten scheint dagegen der Pass überquert zu werden, um in die Täler des Lahauls oder
weiter nach Spiti zu gelangen.
Der Schotterbelag und die Allgegenwart von Schlaglöchern unbekannter Tiefe erlaubten keine rasante
Talfahrt, wollte man die Velos nicht über Gebühr strapazieren.
|
Gramphoo, unser Lagerplatz
|
Ein windiger Ort an der Abzweigung nach Spiti
|
An der Strassengabelung angekommen schlugen wir kurz den Weg in Richtung Spiti ein, um alsbald etwas
unterhalb der Strasse einen wunderschönen Platz für unser Nachtlager zu finden. Wir kochten
uns eine Suppe zum Aufwärmen nach der langen Abfahrt und auch weil ein bissig-kalter Wind
aufgekommen war. Nik und Urs gingen noch in das Teehaus an der Strassenabzweigung kurz essen, ich
verzichtete auf ein ausgedehnteres Nachtessen, um meinen Magen noch zu schonen.
In der Nacht hatten wir ein wenig Regen.
|