1000 Meter Höhendifferenz bis zum Baralacha La
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Ein feuchtnebliger Beginn
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Nach einer für uns alle gut verbrachte Nacht gingen wir den Morgen im Nebel an. Nach dem Frühstück,
welches zur Hauptsache aus dem erkalteten Reis vom Vortag bestand, kombiniert mit etwas Käse, Brot und Tee,
machten wir uns auf, die ca. 1000 Höhenmeter bis zum Baralacha La zu erklimmen. Das Wetter besserte sich
glücklicherweise zunehmend, und die Wolken lösten sich bereits in den früheren Morgenstunden auf.
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Patseo leergeräumt
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Die Gebäude, welche wir am Vortag gesehen hatten, waren die letzten Überbleibsel aus einer anderen Zeit,
in welcher Patseo wahrscheinlich ein Militäcamp und Strassenbaulager beherbergt hatte. Die Arbeiter und
Arbeiterinnen, welche die schwere Arbeit des Strassenbaus im Himalaya erledigen, wie auch die stationierten Soldaten
waren nach Vollendung ihrer Aufgabe zu neuen Gefilden aufgebrochen. Was übrig blieb, waren Fundamente und
Zufahrtswege als stumme Zeugen der Pionierzeit.
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Durch die Geröllfelder dutzende von km aufwärts
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Das Hochtal hinter Patseo ist fast vegetationslos und geprägt durch grosse Schuttfelder mit Felbrocken verschiedenster
Grösse. Die Strasse folgt anfänglich dem hier etwas breiteren Talboden, um dann in grossen Schlaufen am Hang
entlang Höhe zu gewinnen. Die Streigungen waren mässig, vielleicht etwa durchschnittlich 3 %. Wir befanden
uns bald einmal oberhalb von 4000 m, sodass trotz der guten und nicht allzu steilen Strasse keine Raserei angesagt war.
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Durch restliche Schneefelder
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Nach etwa 30 bis 25 km des Aufstieg gewahrten wir in einem vor uns liegenden Schneefeld eine dünne schwarze Spur,
die musste die Strasse sein, welche uns zum See Namens Suraj Tal führen sollte. Zu diesem Zwischenziel hatten wir
aber noch ein paar wenige Kilometer abzustrampeln.
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Vom Suraj-See der Passhöhe entgegen
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Ein See im Schnee
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Die letzte Strecke bis zum Suraj See verlief durch ein Schneefeld, durch welches die Strasse geschnitten wurde. Aufgrund
unserer Beobachtungen, wie hierzulande die Strassen gebaut oder unterhalten werden, liess sich leicht vorstellen, dass
wesentliche Teile der Schneemassen mit blosser Schaufel von einem Heer von Strassenarbeitern beiseitegerämt
worden waren. Nach passieren eines tieferen Einschnitts kam auf der rechten Seite der Strasse plötzlich der Suraj
Tal (Tal ist das Hindi-Wort für See) in Sicht. Er ist gegen das Tal, welches wir hochgekommen waren durch eine
natürliche Barriere abgeschlossen.
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Ein letzter Anstieg zur Passhöhe
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Vom Suraj Tal konnten wir die Passhöhe des Baralacha La fast schon erkennen. Die Strasse führte uns
oberhalb des Sees entlang und dann in zwei weiteren Kehren rauf auf den Pass. Kurz vor dem Kulminiationspunkt,
welcher in der üblichen Art und Weise mit Gebetsfahnen markiert war, kamen wir noch an einem Wellblechgebäde
vorbei, an welchem mittlerweile der Zahn der Zeit ziemlich intensiv genagt hatte.
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Eine Zebralandschaft
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Die Berglandschaft rund um die Passöhe präsentierte sich in besonderem Gewande. Restliche Schneefelder
bildeten einen scharfen Kontrast zum andersweitig schwarzen Felsuntergrund, so dass das Bild einer wahrhaften
Zebralandschaft resultierte.
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Runter zur einsamen Teestube auf 4500 m
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Abfahrt durch diverse Furten
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Die bereits am Rohtang La gemachte Beobachtung, dass die Nordseiten der Passstrassen generell von schlechterer
Qualität sind, bestätigte sich wiederum am Baralacha La. Anstatt eine schnelle und bequeme Abfahrt
geniessen zu können, hiess es wiederum volle Konzentration walten zu lassen, um nicht einen unangenehmen
Sturz oder gar einen irreparablen technischen Defekt hinnehmen zu müssen. Zahlreich waren die Stellen, an
welchen Wasser die Strasse überflutete.
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Mittagessen im Zeltrestaurant
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Nach Überwinden der ersten Steilstufe weitete sich das Tal zu einer Hochebene, welche jedoch bar jeglicher
Vegetation war. Hier trafen wir auf einige Zelte, welche als Teestuben hergerichtet waren. In einer davon kehrten wir
ein, tranken einen indischen Softdrink und liessen uns etwas einfaches zum Mittagessen richten.
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«Schnellstrasse» durch Nirwana City
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Durch eine enge Schlucht
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Die Geröllebene wich bald einmal einer engen Schlucht, deren Wände entlang die Strasse abwärts
führte und ab und zu mal die Flussseite wechselte. Nach dem Passieren dieses natülichen Hindernisses
hatten wir auch einige Höhenmeter «verloren» und befanden uns wieder in einem breiteren Hochtal.
Hier wuchs wieder ein wenig Gras und wir trafen auf einige nomadisierende Bauern mit ihren Viehherden aus Schafen,
und teilweise Yaks, oder deren zahm gezüchtete Abkömmlinge.
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Konsequenzen einer Schnellstrasse
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Die Strasse im Hochtal war von relativ guter Qualität und führte in nur leichtem Gef&auuml;lle abwärts.
Dies erlaubte uns ein schnelles Vorwärtskommen auf diesem Abschnitt, verleitete aber offensichtlich andere
motorisierte Verkehrsteilnehmen ihre Möglichkeiten zu überschätzen. Nicht anders erklären
konnten wir den angetroffenen Unfall mit einem mitten auf der Strasse auf der Seite liegenden Lastwagen, welcher erst
kurz vor unserem Vorbeigehen umgekippt sein musste.
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«Nirwana City»
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Auf unserer Tempofahrt erschien unvermittelt eine Zeltstadt, welche aus lauter «Coca-Cola» Zelten bestand.
Nik war natürlich darüber sehr erfreut, in diesem abgelegenen Tal solch deutliche Zeichen seines
Lieblingsgetränkes vorzufinden. Wir nahmen an, dass es sich hier um eine Etappenstation für die Reisenden
von und nach Leh handelt. Die touristische Inspiration findet sich wohlweislich in der Namensgebung wieder.
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Strasse oder Bachbett?
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Dass die guten und schnellen Strassenverhältnisse nicht ewig anhalten konnten war jedem der Himalayareisenden
klar; dass sich die Umstände dermassen schnell ändern würden kam aber dann doch ein wenig
überraschend. Auf jeden Fall nahmen der Fluss und die Strasse wieder einmal für eine gewisse Strecke
denselben Verlauf. Dies hiess vorsichtig sein mit dem Steuern, oder aber Schieben des Drahtesels. Letzteres war
natürlich gleichbedeutend mit mehr oder wenig nass-kalten Füssen, stand man doch mindestens bis zu
den Waden im Bergwasser.
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Sarchu an der Grenze zu Ladakh
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Treffpunkt der Strassen in Sarchu
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Unmittelbar vor Sarchu treffen wir auf einen Fluss, den eine Brücke quert. Obschon es eigentlich nur eine Strasse gibt,
so ist dies doch der Treffpunkt zweier Strassen. Den Abschnitt, den wir seit Manali befahren hatten wurde durch die
Organisation «Deepak Project der 70 R.C.C.» erstellt. Die
Inschrift auf einer Betonwand am Strassenrand las sich wie eine unabhängige Zusammenfassung des bisher
geleisteten Taten.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Brücke wurde wir vom
«Himank Project der 111 R.C.C.» in ähnlicher Weise begrüsst und wussten somit
verlässlich was in den nächsten paar Tagen auf uns zu kommen sollte.
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Wo ist die Tankstelle?
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Viele der Inder, denen wir begegnet waren, hatten natürlich unmittelbar erkannt, dass unsere Räder mit einem
geheimen Motor ausgestattet war, und dass wir in den farbigen Zylindern am Rahmen den benötigten Treibstoff
mitführten. So jedenfalls kam es uns vor, als wir in Sarchu nach der auf der Karte markierten Tankstelle Ausschau
hielten, um unseren Vorrat an Brennstoff für den Kocher zu ergänzen. Da wir keine ausfindig machen konnten,
wandten wir uns an die Leute in einem der saisonalen Teestuben, welchen wir dann auch etwas weniges an Kerosin
abkaufen konnten.
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Lagerplatz in Sichtweite von Ladakh
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Wir hatten wesentlich mehr Betrieb in Sarchu erwartet als angetroffen, gilt der Platz doch als Etappenhalt für die
Busse, welche Leh-Manali oder umgekehrt in 2 Tagen bewältigen. Deshalb fiel es uns leicht, noch ein kleines
Stück zuzufahren, bevor wir unser Camp für die Nacht errichten sollten. Dies geschah an einem schönen
Platz zwischen der Strasse und dem Tsarap, dem Grenzfluss zu Ladakh.
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