Back on the Road Again
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Ein früher Morgen
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Am heutigen Tage sind wir am Morgen wieder einmal rechtzeitig aus dem Schlafsack gestiegen, um
die letzten Sachen noch zusammenzupacken für die Abfahrt. Ein letztes Mal haben wir im Oriental
das Frühstück genossen und anschliessend die Rechnung für die ganze Woche beglichen.
Wo kann man schon für den Gegenwert von ca. SFr. 120 eine Woche Urlaub zu Dritt mit Halbpension
verbringen ausser in Indien und dabei noch leben wie die Fürsten?
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Ein toller Abschied von Leh
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Nach dem Aufpacken der Fahrräder hiess es Abschied nehmen von unser Gastfamilie, die uns
während unserem Aufenthalt in Leh wärmstens umsorgt hatte. Dazu wurde uns ein ein
weisses Tüchlein, in der Art der Gebetsfahnen, um den Hals gelegt und unter vielen «Juley, Juley»
Rufen wurden wir aus dem Oriental Guesthouse verabschiedet.
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Auf der Militärstrasse nach Westen
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Einige letzte Besorgungen
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Unser Weg führte uns vorerst in die Gegenrichtung, nämlich Richtung Stadt, wo wir letzte
Besorgungen erledigen wollten: In der German Bakery noch etwas Vollkornbrot und Yak-Käse, an
der Tankstelle noch Benzin für den Kocher. Zudem hielt Nik noch Ausschau nach einer Ersatzfelge,
wurde jedoch im Leh Basar nicht fündig, weshalb wir uns entschlossen auf Risiko weiterzufahren.
Schlimmstenfalls konnte er ja immer noch einen Lastwagen oder Bus nach Padum nehmen. Danach hiess
es ja sowieso auf Schusters Rappen weitergehen.
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Auf nach Kargil
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Der Weg nach Westen auf der sogenannten Militärstrasse verlief vorerst einmal noch talwärts
am Flughafen von Leh entlang, um anschliessend flach entlang von militärischen Anlagen zu verlaufen.
Nach wenigen Kilometern jedoch sahen wir die erste Steigung vor uns: eine lange schiefe Ebene, die sich
endlos dahinzuziehen schien. Erreichte man das sichtbare Ende der Strasse, so erwies sich dies jeweils als
Trugschluss, da nur gerade eine Bodenwelle erreicht worden war, von welcher aus man bereits wieder in der
Ferne einen ungewissen Kulminationspunkt gewahr wurde. Schliesslich hatten wir jedoch die Passhöhe
des unbenannten Passes erreicht und die Strasse verlief nach einem Richtungswechsel nach Süden leicht
abwärts.
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Cannondale Mandi and Magnetic Hill
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Unvermittelt kamen wir zu zwei Attraktionen mitten in der Wüstenlandschaft. Erstens wurde ein magnetisches
Naturphenomen, «Magnetic Hill», angekündigt, dessen Stärke wir mit unseren Aluminium-
und Chromstal-Bikes aber nicht überprüfen konnten. Zweitens war etwas abseits der Strasse ein kleines
Hinditempelchen errichtet, welches den Namen Cannondale Mandi (sic!) trug. Nik liess es sich natürlich nicht
nehmen sein Cannondale Bike werbewirksam vor das entsprechende Strassenschild zu plazieren, um ein Foto zu
realisieren.
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Zusammenfluss von Indus und Zanskar
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Zwei Flüsse - zwei Schluchten - zwei Farben
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Nach einer leichten S-Kurve abwärts standen wir wiederum völlig unvermittelt vor einem grossen
Abgrund und hatten einen tollen Ausblick auf eine der tiefen Schluchten des tiefbraunen Indus, welche wir mittels
des vorhergehend erwähnten Passes umgangen hatten. Die Strasse folgte nun der Richtung der Schlucht und
führte steiler werdend abwärts. Bald einmal erreichten wir eine Stelle, welche einen schönen
Überblick über den Zusammenfluss des helleren Zanskar Chu mit dem dunkleren Indus ergab.
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Verwehrter Zugang nach Padum
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Der kürzeste Weg von hier nach Padum wäre natürlich, dem Flusslauf des Zanskars zu folgen.
Leider sind jedoch die Schluchten dieses Flusses unpassierbar. Selbst Fussgänger haben den Umweg
über hohe Pässe in Kauf zu nehmen, ausser sie nehmen den Weg im tiefsten Winter unter die
Füsse, wenn der Fluss teilweise zugefroren ist, und man sich auf den Eisbändern am Ufer vorwärts
bewegen kann. Der praktikabelste Weg für uns führte über Kargil und den Pensi La und
repräsentierte einen mehrere hundert Kilometer langen Umweg!
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Oasen und Schluchten am Indus
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Grüne Oasen
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Nach der Passage durch eine wüstenhafte Landschaft traten wir in Nimmu wieder in eine grüne
Oase ein. Solche Oasen sind wie immer in der Gegend nicht ein Produkt erhöhter Mengen an Niederschlag,
sondern sind auf die Kulturleistung der Einheimischen zurückzuführen. In genialer Weise werden meist
Seitenflüsse, seltener der Hauptfluss selber, des Indus nutzbar gemacht, um eine Abfolge von Terrassenfeldern
mit lebensspendenden Nass zu versorgen.
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Pass zwischen Basgo und Alchi
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Nach der Oase Basgo wand sich die Strasse wieder den Hang hoch, um wiederum eine unpassierbare Indusschlucht
zu umgehen. Im kurvenreichen Aufstieg wurden wir von einem Konvoi von Motorradtouristen überholt, die
auch Richtung Westen unterwegs waren. Nach Überwindung des Kulminationspunktes und einer
grösseren Hochebene folgte dann eine längere schöne Abfahrt in einem Seitental nach Alchi
am Indus. Wir verzichteten auf einen Besuch im bekannten lokalen Kloster, um sofort in die nachfolgende grosse
Schlucht einzutreten.
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Durch die Indusschlucht nach Nurla
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Das Grün von Alchi hinter uns lassend tauchten wir wieder in eine erdfarbene Landschaft ein: brauner
Indus zur Linken, ockerfarbene Felswände und Geröllhalten zur Rechten, mittendurch eine
aufwendig konstruierte Strasse, deren schwarzer Teerbelag in der nun herrschenden Hitze aufschmolz und
teilweise arg an den Reifen festklebte. Die hohen Temperaturen (um die 40 °C) machten uns bald einmal
zu schaffen, so dass wir hinter Nurla nach einem geeigneten Ort Ausschau hielten, an welchem wir unser Zelt
aufschlagen konnten. Nachdem wir einen Platz unterhalb der Strassenböschung ausfindig gemacht hatten,
verzogen wir uns vorerst einmal in den Schatten einiger Steinblöcke um den Abend abzuwarten, bevor wir
mit den «Hausarbeiten» begannen.
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Milde Sternennacht
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Nach dem Sonnenuntergang folgte nicht der sonst übliche rasche Temperatursturz; die Wärme wurde
in der Schlucht wie in einem Backofen noch gespeichert. Für einmal lagen wir noch lange vor dem Zelt und
betrachteten mit dem Feldstecher den Sternenhimmel hoch über uns.
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