Donnerstag, 10. Juli 1997 26

Namika La und Wakha Chu Tal


Über den Namika La
Kurzer Aufstieg zum Pass
Die Etappe führte vorerst ein paar wenige Kilometer talauswärts, um dann alsbald in ein Seitental einzumünden. In diesem Tal waren einige der schönsten Flussoasen gelegen, die wir auf unserer Reise angetroffen hatten. Das Grün ihrer Felder hob sich kontrastreich von den kahlen und fast weissen Bergrücken ab. Nach etwa 10 km lockerem Aufstieg erreichten wir die Passhöhe des Namika La, wo wir eine kleine Rast einlegten und uns wegen des sich verschlechternden Wetters wärmer anziehen mussten.
Höhenmessung
Für den Namika La hatte ich mir die mit dem GPS gemessene Höhe notiert, welche mit 3883 m festgestellt wurde. Die «offizielle» Höhe gemäss dem neben abgebildeten Hinweisstein beträgt umgerechnet 3718 m. Auf Differenzen wurde bereits mehrfach hingewiesen, deshalb bedaure ich es, dass ich nicht mehr Daten schriftlich festgehalten hatte, welches teilweise auch dem Umstand zuzuschreiben ist, dass die Speicherfunktion des Gerätes nur die horizontale Position speichert.
Östlichste Bastion des Buddhismus in Ladakh
Buddhastatue in Mulbekh
Die Abfahrt vom Namika La brachte uns nach Mulbekh, wo sich direkt an der Strasse eine grössere in Stein gehauene Buddhastatue findet. Weit oberhalb der Strasse auf einem Bergvorsprung nimmt man das zugehörige Kloster wahr. Die Positionierung erfolgte sicher aus strategischen Überlegungen, befindet es sich doch im Grenzgebiet zur muslimischen Kashmir Region und das Gebiet war sicher des öfteren stark umstritten.
Umstrittenes Gebiet
Die Region in der wir uns hier befanden ist natürlich selbst heute noch stark umstritten. Der Kashmirkonflikt zwischen Indien und Pakistan stellt immer noch ein dringend zu regelndes Problem dar und die Demarkationslinie, welche die beiden Nationen trennt verläuft nur wenige dutzend Kilometer nördlich und berührt beinahe die wichtige Stadt Kargil, die wir als nächstes dann zu erreichen gedenken.
Zum Morgenessen
Dem Anwesen mit der Statue gegenüber befand sich ein kleines Restaurant mit Terrasse, in welchem wir ein Frühstück aus Brot, Butter und Eiern einnahmen. Dazu tranken wir Fruchtsäfte, welche wir mit Wasser streckten, damit sie nicht allzu süss daherkamen. Wir blieben einige Zeit, bis dann ein militärischer Konvoi hielt und die zahlreichen Soldaten ins Dorf und Restaurant entliess. Wir nahmen dies als Zeichen, weiter nach Kargil zu reisen und temporär Abschied von den buddhistischen Landstrichen zu nehmen, die wir in den letzten Wochen besucht hatten.
Durchs Wakha Chu Tal nach Kargil
Durch enge Schluchten ...
Das Tal, welches nun folgte, war teilweise schluchtartig eng mit einer Strassenführung am Hang, die wohl einige der Lastwagenfahrer auf dieser Strecke überfordert hatte. Dies zumindest schlossen wir aus den im Flussgrunde liegenden Lastwagenleichen, die mangels geeigneter technischer Ausrüstung nicht einmal geborgen werden konnten.
... und fruchtbare Landstriche und Dörfer
Die Schluchten öffnen sich immer wieder und dann erscheinen plötzlich wieder Felder, welche durch künstliche Bewässerung ermöglicht werden. Mittendrin dann einzelne kleine Dörfer, die sich um eine Moschee scharen, was uns verdeutlicht, dass wir uns nun in muslimischen Gefilden Indiens befinden.
In Kargil angekommen
Nach einer etwas grösseren Gegensteigung erreichten wir ein arides Plateau und hatten in der darauf folgenden Abfahrt nach Kargil eine eher hässliche Gegend mit vielen Militäreinrichtungen zu passieren. Als grösster Warenumschlagplatz des Gebietes machte Kargil mit seiner geschüftigen Hauptstrasse und Markt einen sehr hektischen Eindruck auf uns. Wir stiegen im Hotel «Greenland» ab und nahmen in selbigem auch noch ein verspätetes Mittagessen ein. Leider haben wir etwas zu spät realisiert, dass die uns angebotenen Mineralwasserflaschen nicht original abgefüllt worden waren.
Ein Volk von geborenen Händlern
Wir machten sofort die Erfahrung, dass wir es hier mit einem ganz andern Menschenschlag zu tun hatten. Waren die Inder in Himachal Pradesh und südlicher eher zurückhaltend und die Bevölkerung von Ladakh schüchtern oder gar scheu, so waren sie Männer hier fast als aufdringlich zu bezeichnen. Sei es dass sie uns etwas verkaufen wollten, sei es dass sie einen unserer Sachen kaufen wollten, überall wurden wir angesprochen und in Handelsgespräche verwickelt. Es schien, dass es ein leichtes Unterfangen gewesen wäre, irgend einem seine Grossmutter abzukaufen! Ein Volk von ausgefuchsten Händlern ist hier heimisch.
Jede Menge an Bäckereien!
Ein zweites Wesensmerkmal des Gebietes sind seine zahlreich vorhandenen Bäckereien, die Brot und andere köstliche Backwaren produzieren. Wir machten vom Angebot ausgiebig gebrauch und legten für die nächsten Tage noch einen Vorrat an, der bis an den Fuss des Pensi La ausreichte. Das Nachtessen nahmen wir in einem kleinen Restaurant in der Hauptstrasse ein. Wie schon fast üblich nahmen wir zum Erstaunen der andern Gäste ein doppeltes Mahl ein. Weil die Addition nicht korrekt war, wiesen wir die Rechnung vorerst zurück, um dann eine neue mit dem gleichen Schlussbetrag zu erhalten! Die Differenz zur vorherigen hatte er einfach als Service Charge deklariert und draufgeschlagen! Aber mit solchen Tricks kam er bei uns natürlich nicht durch.
Demonstrationen
Wieder zurück im Hotel, vernahmem wir den Lärm einer Demonstration, die sich im Stadtzentrum ausbreitete. Glücklicherweise waren wir davon nicht betroffen.
Lastwagenkonvoi am Aufstieg zum Namika La Lastwagenkonvoi am Aufstieg zum Namika La
Dorf beim Aufstieg zum Namika La Dorf beim Aufstieg zum Namika La
Gebetsfahnen auf der Passhöhe des Namika La Gebetsfahnen auf der Passhöhe des Namika La
Das Dorf Gyal in der Abfahrt vom Namika La Das Dorf Gyal in der Abfahrt vom Namika La
Grosse Buddhastatue beim Gompa Mulbekh Grosse Buddhastatue Grosse Buddhastatue beim Gompa Mulbekh beim Gompa Mulbekh
Schlucht des Wakha Chu Schlucht des Wakha Chu
Dorf im Tal des Wakha Chu, kurz vor Kargil Dorf im Tal des Wakha Chu, kurz vor Kargil
   

Reise-Beschreibung
Auswahl der Etappen Tagebuchseiten dieser Etappe
Durch die Indischen Ebenen Durch die Schluchten des Indus
In den Vorbergen des Himalaya Lamayuru Gompa und Photu La
Auf der «Haute Route» des Himalaya nach Ladakh Namika La und Wakha Chu Tal
Erholungsurlaub in der «Touristenmetropole» Leh Durchs Suru Tal zum Nun Kun Massiv
Durch die grossen Flusstäler via Kargil nach Zanskar Durchs Hochtal zum Pensi La
Mit Pferdetrek über den Shingo La zurück ins Lahaul Durch Zanskar nach Padum
Abschied von Lahaul, Erholung in Manali Trek-Vorbereitungen in Padum
«Shopping» in Delhi und Ausflug zum «Taj Mahal»  

Foto Gallerien
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Reise in Bildern. Die in den Textteilen zur Illustration verwendeten Bilder im Grossformat in getrenntem Fenster angezeigt.
Übersicht
Startseite Himalaya-Tour. Einführung zur Reise in den indischen Himalaya und Übersicht mit Kurzbeschrieb der einzelnen Etappen.

Heinz Rüegger - 29.05.2007 HOME