Über den Namika La
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Kurzer Aufstieg zum Pass
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Die Etappe führte vorerst ein paar wenige Kilometer talauswärts, um dann alsbald in ein
Seitental einzumünden. In diesem Tal waren einige der schönsten
Flussoasen gelegen, die wir auf unserer Reise angetroffen
hatten. Das Grün ihrer Felder hob sich kontrastreich von den kahlen und fast weissen Bergrücken
ab. Nach etwa 10 km lockerem Aufstieg erreichten wir die Passhöhe des Namika La, wo wir eine kleine Rast
einlegten und uns wegen des sich verschlechternden Wetters wärmer anziehen mussten.
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Höhenmessung
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Für den Namika La hatte ich mir die mit dem GPS gemessene Höhe notiert, welche mit 3883 m festgestellt
wurde. Die «offizielle» Höhe gemäss dem neben abgebildeten Hinweisstein beträgt
umgerechnet 3718 m. Auf Differenzen wurde bereits mehrfach hingewiesen, deshalb bedaure ich es, dass ich nicht
mehr Daten schriftlich festgehalten hatte, welches teilweise auch dem Umstand zuzuschreiben ist, dass die
Speicherfunktion des Gerätes nur die horizontale Position speichert.
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Östlichste Bastion des Buddhismus in Ladakh
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Buddhastatue in Mulbekh
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Die Abfahrt vom Namika La brachte uns nach Mulbekh, wo sich direkt an der Strasse eine grössere in
Stein gehauene Buddhastatue findet. Weit oberhalb der Strasse auf einem Bergvorsprung nimmt man das
zugehörige Kloster wahr. Die Positionierung erfolgte sicher aus strategischen Überlegungen,
befindet es sich doch im Grenzgebiet zur muslimischen Kashmir Region und das Gebiet war sicher des
öfteren stark umstritten.
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Umstrittenes Gebiet
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Die Region in der wir uns hier befanden ist natürlich selbst heute noch stark umstritten. Der
Kashmirkonflikt zwischen Indien und Pakistan stellt immer noch ein dringend zu regelndes Problem
dar und die Demarkationslinie, welche die beiden Nationen trennt verläuft nur wenige dutzend
Kilometer nördlich und berührt beinahe die wichtige Stadt Kargil, die wir als nächstes
dann zu erreichen gedenken.
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Zum Morgenessen
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Dem Anwesen mit der Statue gegenüber befand sich ein kleines Restaurant mit Terrasse, in welchem
wir ein Frühstück aus Brot, Butter und Eiern einnahmen. Dazu tranken wir Fruchtsäfte,
welche wir mit Wasser streckten, damit sie nicht allzu süss daherkamen. Wir blieben einige Zeit, bis
dann ein militärischer Konvoi hielt und die zahlreichen Soldaten ins Dorf und Restaurant entliess.
Wir nahmen dies als Zeichen, weiter nach Kargil zu reisen und temporär Abschied von den
buddhistischen Landstrichen zu nehmen, die wir in den letzten Wochen besucht hatten.
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Durchs Wakha Chu Tal nach Kargil
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Durch enge Schluchten ...
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Das Tal, welches nun folgte, war teilweise schluchtartig eng mit einer Strassenführung am Hang,
die wohl einige der Lastwagenfahrer auf dieser Strecke überfordert hatte. Dies zumindest schlossen
wir aus den im Flussgrunde liegenden Lastwagenleichen, die mangels geeigneter technischer Ausrüstung
nicht einmal geborgen werden konnten.
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... und fruchtbare Landstriche und Dörfer
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Die Schluchten öffnen sich immer wieder und dann erscheinen plötzlich wieder Felder, welche
durch künstliche Bewässerung ermöglicht werden. Mittendrin dann einzelne kleine
Dörfer, die sich um eine Moschee scharen, was uns verdeutlicht, dass wir uns nun in muslimischen
Gefilden Indiens befinden.
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In Kargil angekommen
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Nach einer etwas grösseren Gegensteigung erreichten wir ein arides Plateau und hatten in der
darauf folgenden Abfahrt nach Kargil eine eher hässliche Gegend mit vielen Militäreinrichtungen
zu passieren. Als grösster Warenumschlagplatz des Gebietes machte Kargil mit seiner geschüftigen
Hauptstrasse und Markt einen sehr hektischen Eindruck auf uns. Wir stiegen im Hotel «Greenland»
ab und nahmen in selbigem auch noch ein verspätetes Mittagessen ein. Leider haben wir etwas zu spät
realisiert, dass die uns angebotenen Mineralwasserflaschen nicht original abgefüllt worden waren.
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Ein Volk von geborenen Händlern
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Wir machten sofort die Erfahrung, dass wir es hier mit einem ganz andern Menschenschlag zu tun hatten.
Waren die Inder in Himachal Pradesh und südlicher eher zurückhaltend und die Bevölkerung
von Ladakh schüchtern oder gar scheu, so waren sie Männer hier fast als aufdringlich zu
bezeichnen. Sei es dass sie uns etwas verkaufen wollten, sei es dass sie einen unserer Sachen kaufen wollten,
überall wurden wir angesprochen und in Handelsgespräche verwickelt. Es schien, dass es ein
leichtes Unterfangen gewesen wäre, irgend einem seine Grossmutter abzukaufen! Ein Volk von
ausgefuchsten Händlern ist hier heimisch.
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Jede Menge an Bäckereien!
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Ein zweites Wesensmerkmal des Gebietes sind seine zahlreich vorhandenen Bäckereien, die Brot und andere
köstliche Backwaren produzieren. Wir machten vom Angebot ausgiebig gebrauch und legten für die
nächsten Tage noch einen Vorrat an, der bis an den Fuss des Pensi La ausreichte. Das
Nachtessen nahmen wir in einem kleinen Restaurant in der Hauptstrasse
ein. Wie schon fast üblich nahmen wir zum Erstaunen der andern Gäste ein doppeltes Mahl ein. Weil
die Addition nicht korrekt war, wiesen wir die Rechnung vorerst zurück, um dann eine neue mit dem gleichen
Schlussbetrag zu erhalten! Die Differenz zur vorherigen hatte er einfach als Service Charge deklariert und
draufgeschlagen! Aber mit solchen Tricks kam er bei uns natürlich nicht durch.
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Demonstrationen
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Wieder zurück im Hotel, vernahmem wir den Lärm einer Demonstration, die sich im Stadtzentrum
ausbreitete. Glücklicherweise waren wir davon nicht betroffen.
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