Montag, 21. Juli 1997 37

Zurück an die Strasse Leh-Manali


Die Brücke am Chu
Einmal gemeinsam mit den Pferden
Weil unsere Hilfe von Nöten war, um mit den Pferden eine schwierige Hängebrücke zu bewältigen, brachen wir am heutigen Morgen gemeinsam auf. Der Weg folgte nicht direkt dem Flusslauf sondern erst den Hang traversierend ein wenig in die Höhe, um sich dann steil ins Haupttal abzusenken. In der weiteren Umgebung der Mündung des kleinen vom Pass herkommenden Flusses waren etliche Trekking Camps auszumachen, welche als Ausgangslager für die Bewältigung des Shingo Las eingerichtet worden waren.
Querung der Brücke
Vor der Hängebrücke über den reissenden Fluss mussten die Pferde entladen werden und wir trugen das Gepäck über den schwankenden Steig. Dieser Bestand aus einem Drahtgeflecht über welches Bretter gelegt wurden und darauf dann eine Lage grösserer Steine. Die Pferde mussten anschliessend einzeln rübergeführt werden. Es war offensichtlich, dass dies nicht ihr Element war. Nach dem Wiederbeladen trennten wir uns von den Tieren und liefen alleine Richtung Darcha los.
Darcha entgegen
Durch eine Serie von Furten
Nach dem Überwinden der Brücke folgte der Pfad mehr oder weniger dem Flusslauf auf dessen rechtem Ufer. Die grössten Abschnitte der Strecke verliefen im Geröll, kleinere über Sand und etliche durch Bäche, welche von den steilen Hängen herunterkamen und in den Hauptfluss mündeten. Diese galt es von Stein zu Stein zu überspringen oder zu durchfurten falls ersteres sich nicht als möglich erwies.
Restaurant auf halbem Weg
Nach etwa zwei Wegstunden von der Brücke trafen wir unvermittelt auf ein mit Steinen ummauertes Zelt, welches als Restaurant diente. Die Menuekarte war auf ein weisses Tuch geschrieben und flatterte im Wind. Urs und ich machten einen Halt, um etwas kleines zu essen und einen Fruchtsaft zu trinken. Als Nik uns nach wenigen Minuten erreichte, schloss er sich uns nicht an, sondern entschloss sich kurzum bis Darcha durch zu marschieren.
Über die stiebende Klus
Hinter dem Restaurant senkte sich das Tal ab und der Fluss muss sich durch eine sehr enge und tiefe Klus zwingen, deren Felswände nur wenige Meter auseinander stehen. Darüber waren ein paar Baumstämme gelegt, die als Brücke ans linke Ufer dienten. Ein Blick in die Tiefe auf das tosende Wasser ist sicher nicht jedermanns Sache.
Am Strassenkopf angelangt
Nach einem kurzen aber heftigen Anstieg hinter der Brücke erreichten wir das Trassee der sich im Baustadium befindenden Strasse. Wie beim Vorschub auf der Zanskarseite wird auch hier nicht mit höchster Priorität gearbeitet. Bis zum ersten Dorf mit dem Namen Chikkha versperren ungesprengte Felsen oft die Fahrplan, während einige in den Vorjahren errichtete Aufschüttungen über zementlosen Stützmauern bereits wieder abgerutscht waren. Vom erwähnten Dorf weg bis nach Darcha war dann die Strasse soweit ausgebaut und gesichert, dass Autos darauf verkehren konnten. Schnellen Schrittes auf dieser bequemen Strasse erreichten wir eine der ersten Kehren der Manali-Leh Strasse und nach einem kurzen und direkten Abstieg Darcha.
Darcha, ein Infrastruktur-Eldorado!
Hatte bei unserem Hinweg Darcha noch einen sehr verlassenen Eindruck gemacht, so hatte sich dies in der Zwischenzeit recht geändert. Die Strassencafés waren besetzt mit westlichen Touristen und einigen Transporteuren, Pferdeführern und Trekking Guides. In einem der Restaurants trafen wir auch auf Nik, der sich bereits an den guten Sachen gütlich tat, einem Beispiel, dem wir natürlich sofort Folge leisteten.
Ein «Radler-Gipfeltreffen»
Ein unerwartetes Zusammentreffen
Wir nahmen gegenüber der Polizeikontrollstelle gerade in einem Strassenrestaurant einen Tee zu uns, als in der oberhalb der Schuppen gelegenen Kurve ein Radfahrer erschien und hielt. Bei genauerem Hinsehen, begleitet von einer erstaunten Diskussion unter uns, stellten wir fest, dass es sich offenbar um eine Frau handelt! Sie wartete noch auf einen Begleiter, der kurze Zeit später in der gleichen Kurve eintraf. Zusammen radelten sie runter zum Checkpoint. Da sich unsere Räder immer noch auf den Pferden irgendwo unterwegs befanden, werden wir natürlich nicht sofort als Radlerkollegen erkannt. Erst eine Einladung unsererseits zum Tee und einiges Palaver schaffte die nötige Klarheit.
Karin Jöhrer und Stefan Waldhof aus Tirol
Bald einmal wurden die ersten wichtigen Neuigkeiten ausgetauscht. Da die Beiden nordwärts unterwegs waren, konnten wir natürlich mit Informationen zur Strassensituation auf der verbleibenden Strecke über die hohen Pässe nach Leh dienlich sein. Niks detailkorrigierte Karte des entsprechenden Strassenabschnitts war in diesem Zusammenhang von besonderem Interesse.
Das Paar entschloss sich mit uns zusammen den gleichen Platz zum kampieren aufzusuchen. Inzwischen hatten wir auch erfahren, welch enorme Reise sie schon hinter sich hatten.
Weitergabe von Ersatzteilen
Da wir den «Expeditionsteil» unserer Reise nun praktisch hinter uns hatten und uns wieder in erschlossenen Gebieten tummelten, konnten wir einige unserer Ersatzgegenstände weitergeben. Insbesondere waren die Beiden froh, wieder brauchbare Ersatzschläuche und eine Pumpe zu haben.
Ein vergnüglicher Abend
Im Gegenzug wurden wir von ihnen zum Nachtessen eingeladen, was bei unserem Bärenhunger natürlich ein grosses finanzielles Risiko darstellte. Nachdem wir im ersten von uns aufgesuchten Restaurant nicht das gewünschte Essen kriegen konnten, dislozierten wir wieder in die tibetische Imbissstube, welche wir bereits bei der Ankunft am Nachmittag aufgesucht hatten. Dort verbrachten wir dann einen schönen und gemütlichen Abend und erfuhren einiges mehr über die Stationen, die sie auf ihrer langen Reise besucht hatten.
Die Packpferde im Lager von Rumjak Die Packpferde im Lager von Rumjak
Der Trek im kurzen Gegenaufstieg vor dem Haupttal Der Trek im kurzen Gegenaufstieg vor dem Haupttal
Ponys auf der Hängebrücke über den Hauptfluss Ponys auf der Hängebrücke über den Hauptfluss
Urs macht es sich bequem vor einer Imbissbude am Weg Urs macht es sich bequem vor einer Imbissbude am Weg
Wirtshausschild mit Menuekarte Wirtshaus mit Menuekarte In kurzer Zeit kann Darcha erreicht werden In kurzer Zeit in Darcha
Zurück an der Manali-Leh-Strasse in Darcha Zurück an der Manali-Leh-Strasse in Darcha
Karin Jöhrer und Stefan Waldvogel (in Tibet) Karin Jöhrer und Stefan Waldvogel (Aufnahme in Tibet)
   

Reise-Beschreibung
Auswahl der Etappen Tagebuchseiten dieser Etappe
Durch die Indischen Ebenen Mountain Biking nach Reru
In den Vorbergen des Himalaya Durch die Schluchten Zanskars
Auf der «Haute Route» des Himalaya nach Ladakh Zu Besuch in Phuktal Gompa
Erholungsurlaub in der «Touristenmetropole» Leh Im Hochtal des Kargyak Chu
Durch die grossen Flusstäler via Kargil nach Zanskar Vorbei am Gumbaranjon zum Basislager
Mit Pferdetrek über den Shingo La zurück ins Lahaul Über den Shingo La (5100 m)
Abschied von Lahaul, Erholung in Manali Zurück an die Strasse Leh-Manali
«Shopping» in Delhi und Ausflug zum «Taj Mahal» Nächster Tag: Von Darcha nach Kyelong

Foto Gallerien
Impressionen. Momente der Reise festgehalten in 59 Bildern und in getrenntem Fenster angezeigt. Bilderindex
Reise in Bildern. Die in den Textteilen zur Illustration verwendeten Bilder im Grossformat in getrenntem Fenster angezeigt.
Übersicht
Startseite Himalaya-Tour. Einführung zur Reise in den indischen Himalaya und Übersicht mit Kurzbeschrieb der einzelnen Etappen.

Heinz Rüegger - 02.06.2007 HOME