Einführung
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Die Aare im Abschnitt ab dem Bielersee zu befahren reifte anlässlich unseres
fahrradbegleiteten Wanderrittes von der Côte d'Azur zurück
nach Hause, dessen Streckenführung teilweise entlang dieses Flusses führte. Die zum damaligen
Zeitpunkt hohen Pegelstände kurz nach dem grossen Hochwasser, welches etliche Bereiche im Mittelland
unter Wasser setzte, suggerierten uns ein rasch fliessendes Gewässer mit etlicher Dynamik. Wir rechneten
deshalb, dass die knapp sechzig Kilometer messende Strecke von Biel bis nach Murgenthal gut an einem Tag zu
bewältigen sein sollten. Ein zusätzlicher Blick auf die Landkarte hätte uns zeigen können,
dass es sich um eine Ausnahmesituation handeln musste, beträgt doch der Höhenunterschied zwichen
Bielersee und der Aare in Murgenthal lediglich ca. 30 Meter und das Gefälle somit durchschnittlich nur ein halbes Promille.
Die Abtreppung duch die vier Staustufen in Biel, Flumenthal, Bannwil und Wynau eingerechnet, bleibt somit nicht
kein grosses Potential für zügiges Wildwasserfahren. Mangelndes Gefälle sollte sich jedoch nicht
als grösste Hemmschwelle für eine rassige Fahrt heraus stellen.
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Tagebuchausschnitte
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Kurze Passage auf dem Bielersee
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An der Schiffsanlegestelle in Biel bauten wir neben all den grossen Kähnen der Bielerseeschifffahrtsgesellschaft unseren
bescheidenen Faltkanadier zusammen, verstauten all das Gepäck und den zuvor im Zentrum von Biel beschafften Proviant.
Zuvor beim Gang durch die Stadt hatten wir uns ein wenig über die konsequent zweisprachige Beschriftung der Wegweiser
und Strassenschilder amüsiert. Selbst in Fällen, in welchen der Unterschied marginal war, wurden beide
Versionen hübsch nebeneinander gepflegt. In der Folge fuhren wir ein kurzes Stück von der Anlegestelle der
Schiffe auf den Lac de Bienne hinaus, um alsbald den Bielersee auf dem Nidau-Büren Kanal wieder zu verlassen.
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Eine verpasste Erfahrung
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Zwischen den Städten Biel und Solothurn verkehren auf der Aare Linienschiffe der BSG und dies hat zur Folge, dass das
Wehr bei Port mit einer Schleuse ausgerüstet ist. Bei unserer Annäherung ans Wehr war das Tor zur Einfahrt in
die Schleusenkammer geschlossen und wir wurden per Lautsprecher angewiesen am Landesteg zu warten. Wir hatten uns jedoch
bereits zum Umtragen entschlossen und brachten uns damit um eine neue Erfahrung. Aber wir sind sicher, dass sich uns
bestimmt wieder einmal die Gelegenheit bieten wird.
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Kampf im Gegenwind
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Bereits bei der Fahrt mit der Eisenbahn von Zürich nach Biel wurden wir uns beim aus dem Zugfenster schauen der
etwas besonderen Wetterlage bewusst. In der Regel ist man nicht gross überrascht, wenn man nach dem Heitersbergtunnel
in dichten Nebel eintaucht, welcher einen durch den Aargau und das nachfolgende Aaretal hartnäckig begleitet, während
man erahnen kann, dass auf den Jurahöhen oberhalb der Nebelgrenze Sonnnenschein herrscht. Am heutigen Tage war die
Situation vollkommen invertiert. Die Tallagen präsentierten sich nebelfrei, während die Gislifluh und nachfolgend
grosse Teile der ersten Jurakette hinter dichten Nebelschwaden verschwanden. Dies war auf die herrschende Bisenlage zurück
zu führen und dies bedeutete, dass wir an diesem Tage den Wind gegen uns hatten. Dies hatte zur Folge, dass wir nicht nur
mehr Probleme hatten, einen geraden Kurs zu fahren, sondern auch, dass wir ohne grössere Kraftanstrengung kaum
vorwärts kamen. Hatten wir optimistisch damit gerechnet, etwa zur Mittagszeit Solothurn zu erreichen, so wurde es schliesslich
ziemlich genau vier Uhr, bis wir den ersten Blick auf die grün bedachte Kathedrale werfen konnten. Bei Fotostops, wie
beispielsweise im malerischen Büren an der Aare, bei welchen wir mit dem Paddeln aussetzten, trieben wir gar flussaufwärts.
Der Wind kompensierte mehr als nur die Strömung der Aare.
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"The Bridges of ...
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... Madison County", der romantische Liebesfilm mit Robert Redford kommt einem unweigerlich in den Sinn, wenn man diesen Abschnitt der
Aare mit den vielen gedeckten Holzbrücken befährt. Es darf durchaus vermutet werden, dass die Zimmerleute in der Neuen Welt, welche
für die gedeckten Brüken in der Neuen Welt verantwortlich waren, ursprünglich aus dem alemannischen Raum stammten.
Zur Brücke in Büren an der Aare, die abgebrannt und rekonstruiert worden sein soll, hat der Autor dieser Zeilen keine persönliche
Beziehung und hat sie und das malerische Städtchen zum ersten Mal gesehen. Die Holzbrücke in Murgenthal, dem Ziel unseres ersten Tages,
ist ein Symbol engster Heimat, ist er doch in diesem Dorfe aufgewachsen. Die Brücke in Olten ist am längsten schon dem Verkehr entzogen
und stellt ein Stück Kindheitserinnerung dar. Besonders das Marroniehäuschen am Ende der Brücke auf der Altstadtseite war an
kalten Wintertagen Erlösung, liessen sich die Eltern beim Stadtbummel doch ab und zu erweichen, eine Tüte mit diesen Boten
und Köstlichkeiten südlicher Gefilde zu kaufen. Bleibt noch die Ambivalenz der Gefühle, die mit der gedeckten Holzbrücke
von Wangen an der Aare verbunden sind. Einer Diode gleich ging man leichten Schrittes in Richtung Städtchen, während Schwermut
die umgekehrte mit Widerstand verbundene Richtung charakterisierte. Des Rätsels Lösung: Rekrutenschule in Wangen a.A.
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Aarelandschaft als Naturreservat
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Obschon der Lauf der Aare weitestgehend in Kanäle gezwängt wurde und zur Produktion elektrischer Energie
herhalten musste und muss bleiben noch weite Abschnitte, die landschaftlich sehr reizvoll und der Wasserfauna Raum
zum Leben lassen. Hier gebührt Dank allen Naturschützern und andern Interessensvertretern wie den Fischern, die den recht
wilden und naturbelassenen Abschnitt zwischen Wolfwil und Murgenthal zu schützen wussten. Das Örtchen Altreu
mit seiner Storchenaufzucht markiert schon fast symbolhaft einen Wendepunkt im Verhältnis Mensch - Umwelt und Technik.
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Landstädtchen an der Aare
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Den eben erst dargestellten Naturaspekt lassen wir hier aussen vor. Bleiben vorerst einmal die historisch
bedeutsamen kleinen Städtchen, die von der Aare durchflossen werden: Das hübsche Berner
Landstädtchen Büren an der Aare - der naturbelassenen Alten wie der kanalisierten Neuen -
macht den Anfang. Solothurn ist von der Bedeutung her schon fast eine Grossstadt zu nennen. Die Botschafter
des royalen Frankreichs, oder sollte man genauer Anwerber von Söldnern sagen, hielten hier Hof, weshalb
sie auch den Übernamen Ambassadorenstadt trägt. Die Ambassadeurs sind gegangen, der Bischof
ist gekommen, nur heisst sein Bistum nicht Solothurn sondern Basel! Bei den nächsten beiden Städtchen, Wangen an der Aare
und Aarwangen, man beachte die Vielfalt in der Namensgebung, sind wir zurück in Berner Landen, bei Olten
wieder im solothurnischen Gebiet. Dazwischen, eines der kleinsten, aber von der Lage her schönsten, Städtchen heisst
Aarburg und liegt bereits im Kanton Aargau. Am andern Ende der Bogenbrücke ist schon wieder Solothurn und die
alles überragende und namensprägende Festung ist selbtverständlich ein Werk der Berner.
Soweit zur wechselvollen Geographie und Geschichte der Region.
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Einwasserungsstelle im Hafenbecken von Biel-Bienne
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Malerisches Städtchen Büren an der Aare
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Neugemachte Holzbrücke in Büren an der Aare
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Einfahrt auf der Aare in die Altstadt von Solothurn
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Blick auf dîe Kathedrale von Solothurn
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Alte Holzbrücke in Wangen an der Aare
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Schloss Aarwangen im abendlichen Sonnenlicht
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Festung und Kirche im Städtchen Aarburg
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Die Altstadt und Kirche von Olten
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Im ursprünglichen Aarelauf kurz vor Aarau
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