Kanutour auf der Mosel

2008

Einführung
Unglücklicherweise trafen in diesem Jahr die üblichen beiden Festtage Auffahrt (Christi Himmelfahrt) und 1. Mai (Tag der Arbeit) zusammen, womit zwei potenzielle Möglichkeiten, ein verlängertes Wochenende zu geniessen, zu einer einzigen verschmolzen. Ausserdem lauteten die Wetterprognosen zumindest für den Donnerstag und den Freitag nicht besonders gut und dies sowohl nördlich wie auch südlich der Alpen. Es schien also für einmal keine grosse Rolle zu spielen, wie und in welche Richtung man verreisen möchte, also entschlossen wir uns i) für eine in der Länge der verfügbaren Zeit angepassten Kanutour und ii) für Deutschland als Destination wegen der sich bietenden guten und schnellen Bahnverbindungen.
Wanderfluss und Schifffahrtsstrasse Mosel
Grössere Flüsse in Deutschland, die für eine mehrtägige Flusswanderung geeignet sind, standen natürlich viele zur Auswahl. Dass Trier und Koblenz entlang der Luftlinie gemessen lediglich durch eine Distanz von 96 km getrennt sind, die Mosel aber genau die doppelte Anzahl an offiziellen Flusskilometern aufweist, lässt auf eine sehr interessante und abwechslungsreiche Landschaft schliessen. In der Tat zeigt die Landkarte für diesen Abschnitt der Mosel eine ununterbrochene Serie von merh oder wenig engen Flussschlingen. Üblicherweise sind solche Mäander bei Flüssen in eher flachen Gebieten oder in breiten Tälern anzutreffen. Die Mosel jedoch bricht in dieser Gegend durch die beiden sie begrenzenden Mittelgebirge Eifel und Hunsrück und mündet beim sogenannten Deutschen Eck in Koblenz in den Rhein.
Die Höhendifferenz von 64 m zwischen Trier und Koblenz liesse auf einen munteren Lauf der Mosel schliessen, stände dem nicht die Tatsache entgegen, dass zum Zwecke der Elektrizitätsgewinnung acht Staustufen errichtet worden wären. In der Summe entfallen 53 m des Niveauunterschiedes auf diese Wehre, womit gerade noch 11 m der Potentialdifferenz genutzt werden können. Auf der ganzen Strecke ist die Mosel eine Bundesschifffahrtsstrasse und es muss nebst der Lastkähne insbesondere auch mit vielen grösseren Touristenbooten gerechnet werden.

Foto Gallerien
Die Tour in Bildern. Die nebenstehend zur Illustration verwendeten Bilder im Grossformat dargestellt.

Tagebuchausschnitte
Ein «regionaler Anschlusszug»
Die Menschenmasse, welche auf dem Bahnsteig in Mannheim auf den Anschlusszug nach Saarbrücken wartete, erstickte alle Hoffnungen auf einen Sitzplatz im Keim. In der Erwartung, dass eh fast niemand von Mannheim nach Saarbrücken reisen würde, hatten wir auf eine Sitzplatzreservation verzichtet und mussten dann halt im Korridor mit den improvisierten Sitzen vorlieb nehmen, die unser Gepäck bot. Logischerweise hätte man den Fahrplan ein bisschen genauer studieren können, dann hätte man sogar herausgefunden, dass es es sich bei diesem vermeintlichen «regionale Anschlusszug» eigentlich um den ICE von Berlin nach Paris handelte. Sitzplatz oder nicht hätte allerdings nichts an der Tatsache geändert, dass der Zug völlig überbelegt war und die Deutsche Bahn den schönen und ausserordentlich nützlichen Begriff «Entlastungs-Schnellzug» nicht zu kennen scheint. Dies tat jedoch unserer lockeren Urlaubstimmung keinen Abbruch und im Gegensatz zu andern Mitreisenden wurden wir erst durch deren Reklamation auf das Babygeschrei im nächsten Abteil aufmerksam.
Durchs Mittelgebirge der Mosel entgegen
Im Saarland türmten sich riesige Schrotthaufen, die in den Stahlwerken wieder eingeschmolzen werden sollten. Ebenso mangelte es nicht an alten Industrieruinen, wie wir sie seit unserer Fahrrad-Tour durch das ehemals sowjetische Armenien nicht wieder gesehen hatten! Der Umbau der Wirtschaft weg von der Verhüttung von Stahl schien noch nicht vollständig gelungen zu sein, oder hatte zumindest noch zahlreiche Narben in der Landschaft hinterlassen. Die kurz vorher durchfahrene Strecke durch den Pfälzer Wald mit den zahlreichen Tunneln und den in den tief eingeschnittenen Tälern liegenden Dörfern hatte zu diesem etwas morbid empfundenen Charme einen willkommenen Kontrapunkt gesetzt.
Im Regionalzug nach Saarbrücken fuhren wir entlang des Laufes der Saar bis zu deren Mündung in die Mosel und verliessen nach und nach die in starkem Ausmasse industrialisierte Gegend. Der Natureindruck wurde wieder prägender, was sich nicht zuletzt darin ässerte, dass ein heftiger Regen niederging, der aber glücklicherweise nur von kurzer Dauer war.
Spezialbericht über den Aufenthalt in der Stadt Trier. Wir warfen lediglich einen kurzen Blick in die älteste Stadt Deutschlands, bevor wir unter der alten Römerbrücke unser Kanu für die Fahrt auf der Mosel reisefertig machten.
Bootsgassen, Kanufahren wie im Europapark von Rust
Der grösste Teil der anfallenden Höhendifferenz an der Mosel muss leider an Staustufen bewältigt werden und dazu stehen der Grossschifffahrt Schleusen zur Verfügung. Kanus könnten im Prinzip die Kleinschleusen verwenden, aber in der Regel ist es einfacher kurz das Wehr zu umtragen und im Unterlauf wieder einzusetzen. Bei einigen Staustufen sind jedoch sogenannte Bootsgassen eingerichtet, die von Kleinfahrzeugen wie unserem benützt werden können. Auf Knopfdruck senkt sich das Eingangstor zur Bootsgasse und Wasser strömt durch den engen und steilen Kanal. Nach einigen Sekunden wird durch ein Lichtsignal die Fahrt freigegeben und schon schiesst man ohne Möglichkeit, aber auch ohne Bedarf, zu steuern dem Unterhafen zu. Nach der ersten Fahrt durch eine solche Bootsgasse wollten wir diese Einrichtung gar nicht mehr missen, aber leider ist nicht jede Staustufe damit ausgerüstet, oder sie ist nicht in Betrieb oder gar der Ausfluss verstopft. So brachten wir es zu unserem Bedauern leider nur auf zwei dieser berauschenden Fahrten durch das Wildwasser im Ruster Europaparkstil.

Spezielle Themen
Kanufahrt auf der Mosel. Einführung und Übersicht zur Tour.
Die Stadt Trier. Ein kurzer Blick in die älteste Stadt Deutschlands.
Reise in Bildern. Grossformatige Darstellung der zur Illustration verwendeten Bilder.
 
Türmchen am Weinberg «Trittenheimer Apotheke» Türmchen am Weinberg «Trittenheimer Apotheke»
Ausflugschiffe vor dem Städtchen Bernkastel Ausflugschiffe vor dem Städtchen Bernkastel
Nebelschwaden über der Mosel bei Burg Nebelschwaden über der Mosel bei Burg
Malerisches Städtchen Zell (Mosel) Malerisches Städtchen Zell (Mosel)
Fachwerkhäuser im Weinort Ediger-Eller Fachwerkhäuser im Weinort Ediger-Eller
Mittelalterliches Städtchen Beilstein Mittelalterliches Städtchen Beilstein
Das Städtchen Cochem an der Mosel Das Städtchen Cochem an der Mosel im Abendlicht
Farbige Häuser am Moselufer in Cochem Farbige Häuser am Moselufer in Cochem
Der Weinort Hatzenport spiegelt sich in der Mosel Der Weinort Hatzenport spiegelt sich in der Mosel
Kirche und Wehrturm des Ortes Bleidenberg Kirche und Wehrturm des Ortes Bleidenberg
Oberburg zwischen Lehmen und Gondorf Oberburg zwischen Lehmen und Gondorf
Volksfest am Moselufer in Güls-Koblenz Volksfest am Moselufer in Güls-Koblenz
   

Heinz Rüegger - 14.06.2008 HOME