Ankara, Kappadokien und Ostanatolien
|
2
|
Einführung
|
Die Reise quer durch Kleinasien und den Norden des Irans war primär als Anreisestrecke nach Afghanistan gedacht, so
dass wir nur an den wichtigsten Punkten einen Halt einfügten.
Einer dieser unabdingbaren Aufenthalte war natürlich
der Region Kappadokien im Osten Ankaras gewidmet. Mit den fantastischen, aus dem weichen Tuffstein herauserodierten
Landschaftsformen ist die Gegend zwischen Nevşehir und Ürgüp jederzeit eine Reise wert. Menschliches
Kulturschaffen ist in der Region offenbar durch die vielen Höhlensiedlungen bis hin zu den prachtvollen Kirchen im
Tal von Göreme.
Der Zwischenhalt in der doch recht modern wirkenden Hauptstadt Ankara war eigentlich eher durch eine
Notlage entstanden, aber wir erfreuten uns dort in ganz besonderem Masse der Gastfreundschaft seiner Bewohner, die
wir in dankbarer Erinnerung behalten.
Den Eindruck, den wir vom Osten Anatoliens gewinnen konnten war geprägt durch die wilden Flusslandschaften, insbesondere
den Tälern und Schluchten des Euphrats, aber auch durch die weiten steppenartigen Hochebenen bei Erzurum und die blaue Weite
des Vansees. Die Bevölkerung dieses Landstriches schien noch stärker als anderswo mit den Traditionen der Religion und der Volksgruppe
verbunden zu sein.
|
|
Tagebuchausschnitte
|
Üsküdar - Asiatisches Istanbul
|
Es lag noch ein leichter Nebel über dem Wasser als wir mit der Fähre den Bosporus überquerten und
beim Bahnhof Hayderpaşa zum ersten Mal in unserem Leben asiatischen Boden betraten. Auf der Fahrt konnten wir die herrliche
Silhouette der Stadt Istanbul mit ihren vielen grossen Moscheen mit ihren schlanken Minaretten und dem Topkapi Palast geniessen.
Da der Zug nach Ankara erst am späten Abend abfuhr, hatten wir noch genügend Gelegenheit, uns ein bisschen
in der Gegend um zu sehen. Der asiatische Teil Istanbuls bietet jedoch nicht annähernd den Reichtum an historischen Baudenkmälern,
dem man auf der europäischen Seite auf Schritt und Tritt begegnet.
|
Zwischenstopp in Ankara
|
Eigentlich hatten wir nicht die Absicht, Ankara einen längeren Besuch abzustatten, sondern wollten direkt nach
Kappadokien weiter reisen. In dieser Planung hatten wir nicht berücksichtigt, dass es am Wochenende schwierig sein
könnte, unsere Traveller Cheques in türkische Lira zu konvertieren. Wir hatten wie selbstverständlich mit
einem Wechselbüro im Bahnhof gerechnet - zumindest war es ja der Bahnhof der Hauptstadt des Landes - aber gefehlt.
So entschlossen wir uns halt, das Wochenende in Ankara zu verbringen und das Möglichste daraus zu machen, zu sehen
gibt es ja auch in dieser Stadt wirklich mehr als genug.
|
Gastfreundschaft in Ankara
|
Wir wollten uns auch in Ankara wieder auf dem Campingplatz niederlassen und fuhren deshalb mit dem Stadtbus an den Rand der Stadt
zum Bayındır-Stausee hinaus. Aber die Information war offensichtlich nicht korrekt und wir fanden
keinen Camping vor - es sollte nicht das letzte Mal in unserer Karriere als Türkeireisende sein, dass auf der Karte
eingezeichnete oder in Verzeichnissen existierende Campingplätze schlicht Phantasieprodukte waren. Wir lernten aber
Recep, einen Elektronikstudenten kennen, mit dem wir den Tag mit Baden am Stausee verbrachten und der uns einlud, bei
ihm zu Hause zu nächtigen. Nachdem er uns auch ein gutes Nachtessen serviert hatte, begleitete er uns noch zu einem
Punkt in der Stadt mit schönen Ausblick auf die über viele Hügel hinweg erbaute Stadt.
Am folgenden Sonntag machten wir auf unserer Erkundigungstour der Stadt noch die Bekanntschaft mit dem Privatsekretär
des Gouverneurs der Provinz und seiner Entourage mit Fahrer und Leibwächter, assen mit Ihnen ein paar Nüsschen und
tranken Rakı, bis er uns mit einem Minibus zu einem schön gelegenen Stausee in der Nähe der Stadt chauffierte.
|
Wanderung durch die Tuffsteinlandschaft in Kappadokien
|
In Kappadokien nutzten wir die Gelegenheit, diese aussergewöhnliche, durch einen Ausbruch des Vulkans Erciyes Dağı
geformte Landschaft hautnah auf einer Wanderung von Ürgüp nach Göreme zu erleben. Die Orientierung bereitete keinerlei
Probleme, konnte man doch immer wieder den vollständig ausgehöhlten und von weitem sichtbaren Sporn von Üçhisar
als Orientierungspunkt verwenden.
Wir kamen dabei an zahlreichen, durch die Erosion des weichen Bodens geschaffenen Tuffsteinpilzen vorbei, in welche der Mensch seinerseits wieder
Durchgänge, Speicher oder gar gesamte Behausungen hineinschnitten hatte. Die Farben wechselten von reinem Weiss über
Rosatöne bis hin zu ferro-oxidischem Schwarz, was einen satten Kontrast zum Grün der angelegten Reb- und Aprikosengärten
abgab. Das Gesteinsmaterial in dieser Gegend ist dermassen weich, dass sich beispielsweise auf den Feldwegen tiefe Karrenspuren eingegraben hatten.
|
Kirchen im Tal von Göreme
|
Beim Ort Göreme liegt ein kleines Tal, in dessen steile Wände zwischen dem 9. und dem 11. Jahrhundert unserer
Zeitrechnung zahlreiche schöne Kirchen hineingegraben worden waren. Diese waren zum Zeitpunkte unseres Besuches
noch nicht dermassen touristisch erschlossen wie heute und wir hatten freien Zutritt und konnten uns nach Belieben in den
Kirchen bewegen. Dass nicht alle Besucher über das notwendige Bewusstsein ihrer kulturellen Verantwortung verfügten,
äusserte sich leider im teilweise schlechten Zustand der zahlreichen schön gearbeiteten Fresken, welche einige der Kirchen
zierten. Dem Massenansturm heutzutage wurde mit der Schaffung eines Museumparks Rechnung getragen, welcher einerseits den
Schutz des wertvollen Kulturgutes sicher stellt, und es andererseits erlaubt, den erzielbaren Mehrwert effektiv abzuschöpfen,
|
Durch Ostanatolien nach Erzurum und Van
|
Auf der sehr staubigen Fahrt von Erzurum nach Van wurde uns bewusst, dass in diesem Teil Anatoliens die religiösen
Regeln des Islams noch wesentlich strikter ausgelegt wurden als in den stärker westlichen Regionen. Sonst wurden in
Bussen regelmässig Getränke serviert, oder man konnte zumindest bei Zwischenhalten in ein Teehaus einkehren,
um etwas Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Nicht so hier während des Fastenmonats Ramadan, wo duch den Tag
hindurch nichts durch die Kehle rinnen soll. Ausserdem schienen die Sittenregeln hier offenbar auch sonst noch recht konservativ
ausgelegt zu werden. Die Frauen trugen nicht nur ein lockeres Kopftüchlein, sondern waren zumeist recht stark verhüllt.
|
Mit dem Zug vom Vansee in den Iran
|
In Van bekamen wir eine kurze Lektion in orientalischer Geduld. Gemäss angeschlagenem Fahrplan sollte der Zug nach Täbriz
um 21 Uhr in der Nacht abfahren, um 2 Uhr morgens kam dieser dann endlich an, verliess die Station aber nicht vor 5 Uhr in der
Frühe. Zum Glück hatten wir in der Zwischenzeit vom Schaffner wenigstens einen bequemen Sitzplatz zugewiesen bekommen, so dass
wir ein wenig dösen konnten. Dass sich dann die Grenzformalitäten aus nicht ersichtlichem Grunde über mehrere
Stunden dahinzogen, war höchstens noch das Tüpfchen aufs i. Mit oder ohne Geduld, schliesslich kam jeder Passagier gemeinsam
in Täbriz, der Hauptstadt von Iranisch-Aserbaidschan an.
|
|
Altstadt und Burg von Ankara
|
Säule des Julian Apostata
|
Häuser in Ankara
|
«In den Fängen der türkischen Polizei»
|
Bayındır-Stausee östlich von Ankara
|
Tuffsteinpilze bei Ürgüp
|
Eingeschnittene Strasse
|
Tuffsteinhäuser bei Göreme
|
Weisse Wildblume
|
Tal von Göreme
|
Höhlenkirche in Göreme
|
Ürgüp mit Höhlenwohnungen
|
Bahnhof von Kayseri
|
|
|
|
|
Foto Gallerien
|
|
Impressionen.
Momente der Reise festgehalten in 43 Bildern und in getrenntem Fenster angezeigt.
Bilderindex
|
|
Reise in Bildern.
Die in den Textteilen zur Illustration verwendeten Bilder im Grossformat in getrenntem Fenster angezeigt.
|
Übersicht
|
|
Startseite Orienttour.
Einführung zur Reise durch die Türkei, den Iran und Afghanistan mit Übersicht und Kurzbeschrieb der einzelnen Etappen.
|
Heinz Rüegger - 30.04.2006
|
|
|