Istanbul, Metropole am Bosporus

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Einführung
Es gibt wohl kaum eine bessere Einstimmung in eine Orientreise als ein Besuch Istanbuls, einer Stadt, welche geographisch auf zwei Kontinenten liegt und kulturell und historisch europäische und asiatische, christliche und muslimische Elemente auf hervorragende Weise miteinander vereint.
Wie meist liegen die Ursprünge der ersten Siedlung an diesem ausserordentlich prädestinierten Ort im Dunkel der Geschichte. Aber Strabon berichtet von Dorern, die im 7. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung an dieser Stelle eine Stadt errichteten, die sie nach ihrem Anführer Byzas als Byzantion benannten. Der Kaiser Konstantin machte sie im Jahre 330 n. Chr. zur Hauptstadt des Römischen Reiches und später wurde diese zu seinen Ehren in Konstantinopel umbenannt. Nach dem Verlust des Westreiches veschmolzen hier römische Zivilisation, hellenistische Kultur und christliche Religion zu Byzanz, welches tausend Jahre dem Ansturm aus dem Osten stand halten sollte, bis es geschwächt durch die ach-so-christlichen Kreuzritter schliesslich den Osmanen erliegen sollte. Diese machten es zur Hauptstadt ihres grossen Reiches, verwandelten viele - aber nicht alle - Kirchen in Moscheen und bauten etliche schöne und erhabene Bauwerke zur Vervollkommnung der Stadt dazu, die fortan Istanbul heissen sollte.

Tagebuchausschnitte
Thrakien, die europäische Pforte zum Orient
Am frühen Morgen Zollabfertigung im Bahnhof von Edirne, wo der Zug mehrere Stunden Aufenthalt hatte. In der Ferne konnte man die Silhouette der Stadt mit der berühmten Selim Moschee und ihren für den osmanischen Stil typischen, schlanken Minaretten erblicken. Anschliessend schlich der Zug entlang vieler Kurven durch die thrakische Hügellandschaft der Metropole Istanbul entgegen. Diese erreichten wir schliesslich gegen Abend, rund 50 Stunden nachdem wir den Zug in Zürich bestiegen hatten.
At Meydanı, der Hippodrom Konstantinopels
Der dem Circus Maximus in Rom nachempfundene Hippodrom Konstantinopels ist an Hand ihrer antiken Denkmäler ein gutes Beispiel dafür, dass auch Diebe vor Diebstahl nicht gefeit sind: Der aus einem einzigen Stück Porphyr gefertigte ägyptische Obelisk wurde unter Kaiser Theodosius I. aus dem Tempel von Karnak an den Bosporus gebracht, die Schlangensäule wurde unter Konstantin I. aus Delphi hergeschleppt, wobei ihr oberster Aufbau wohl bereits früher geraubt worden war. Die gemauerte Säule war ursprünglich mit vergoldeten Bronzeplatten verkleidet, welche von den «befreundeten» Kreuzrittern vollständig demontiert und eingeschmolzen wurden. Zudem entführten sie die vier prachtvollen Bronzepferde der Kaiserloge nach Venedig, wo sie noch heute neben dem Hauptportal des Markusdoms stehen.
Die Hagia Sophia - Kirche zur Heiligen Weisheit
Nachdem Vorgängerkirchen zweimal das Opfer von Feuer und Brandschatzung geworden waren, wurde die Hagia Sophia, die Kirche zu Ehren der «Heiligen Weisheit» vollständig aus Stein erbaut. Wertvolles Baumaterial, wie Säulen und Marmor, wurde von überall aus dem Reich herangebracht, insbesondere aus Baalbek im Libanon, Ephesus in Kleinasien und Delphi in Griechenland. Dieser unter Justinian von den besten Architekten der Zeit - Antemios von Tralles und Isidoros von Milet - errichtete Bau sollte alles bis anhin gebaute übertreffen, insbesondere die Bauten des Königs Salomon. Der Ehrgeiz war aber leicht höher als die profunden Kenntnisse der Statik, so dass bald einmal die Kuppel verstärkt, überhöht und im Umfang verkleinert werden musste. Stützmauern mussten über die Jahrhunderte immer wieder zusätzliche errichtet werden, so dass das Äussere heute nicht mehr als eine erhabene architektonische Meisterleistung gilt. Das Innere der Kirche, und der später daraus gewordenen Moschee, beeindruckt jedoch nach wie vor durch eine grosse Harmonie.
Prachvolle osmanische Moscheen
Istanbul hat der prachtvollen Moscheen viele! Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie im Stil stark vom grundlegenden Planentwurf der christlichen Kirche Hagia Sophia geprägt sind: Ein meist fast quadratischer Grundriss mit Zentralkuppel und einigen flankierenden Nebenkuppeln sind das Grundmotiv. Daneben spielt die Führung des Lichtes ein wichtiges Element, um den Innenräumen Ausdruck zu verleihen.
Als Paradebeispiel gilt die unweit der Hagia Sophia gelegene Sultan Ahmet Moschee, der anfangs des 17. Jahrhundert vom Architekten Mehmet Ağa errichteten Hauptmoschee der Stadt. Als einzige in Istanbul weist sie sechs Minarette auf; darauf hin soll angeblich Ahmet I. in die Pflicht genommen worden sein, um Mekka ein siebtes zu spendieren, damit die Prioritäten gewahrt blieben. Die Wände sind mit grünblauen Fayencen bekleidet und die Kuppel ist in ähnlichen Tönen gehalten, was dem Gotteshaus auch die Bezeichnung «Blaue Moschee» eingetragen hat. 260 Fenster lassen das Sonnenlicht einströmen und erwecken einen lichten, ja fast schwerelosen Eindruck.
Galata und das Goldene Horn
Das Goldene Horn ist eine mehrere Kilometer lange und einige hundert Meter breite Meeresbucht, die seit dem Altertum als idealer Hafen genutzt wurde. Auch bei unserem Besuch herrschte auf den Gewässern des Goldenen Horns ein reger Verkehr mit Booten und Schiffen jeder Ausstattung. Da sich am Ufer etliche Industriebetriebe angesiedelt hatten war auch Frachtbetrieb vorhanden. Um die freie Durchfahrt zu gewähren wurde nächtens der mittlere Teil der Galatabrücke herausgenommen, die das Horn gegen den Bosporus und das Marmarameer abschliesst. Die Galata Köprüsü verbindet das alte Stambul mit Galata und andern Teilen der Stadt und ist keine Brücke im eigentlichen Sinne, sondern ruht wie eine militärische Notbrücke auf 22 Pontons und überspannt so die Distanz von 468 Metern. Zu beiden Seiten hatten in der Regel Boote angelegt, die irgendwelche Waren an die Passanten feilboten.
Gülhane Park
Auf der Suche nach einem schönen Plätzchen zum Ausruhen gelangten wir in den an das Topkapı-Serail angrenzenden Gülhane Park, wo wir sogleich von einer Gruppe von Frauen eingeladen wurden, die hier mit ihren Kindern ein Pic-Nic genossen. Wir wurden mit Nüsschen und Pistazien, gefüllten Peperoni und anderen türkischen Köstlichkeiten verwöhnt und verbrachten mit ihnen zusammen ein paar gänzlich ungezungene Stunden beim gemeinsamen Essen und reichlichen Teetrinken. Das oft tradierte Frauenbild, das wir uns von islamischen Gesellschaften machen, war in diesem Park und für diese Zeit für einmal ausser Kraft zu setzen!
Topkapı-Serail oder Sultanspalast Topkapı-Serail oder Sultanspalast
Sultan Ahmet oder Blaue Moschee Sultan Ahmet oder Blaue Moschee
Hagia Sophia Minarette der Hagia Sophia Blaue Moschee und der Blauen Moschee
Moschee im typisch osmanischen Stil Moschee im typisch osmanischen Stil
Brunnen am Sultan Ahmet Ahmet-Brunnen  Valens-Aquaedukt Valens-Aquaedukt
Traditionelle Holzhäuser der Altstadt Trad. Holzhäuser Geschäftsstrasse im Galataquartier Geschäftsstrasse
Reger Schiffverkehr auf dem Goldenen Horn Reger Schiffverkehr auf dem Goldenen Horn
An der Galatabrücke An der Galatabrücke
Pic-Nic im Gülhane Park Pic-Nic im Gülhane Park beim Topkapı-Serail

Etappen der Orientreise
Istanbul. Metropole am Bosporus.
Anatolien. Die Hauptstadt Ankara, Kappadokien und Erzurum.
Irans Norden. Die Städte Täbriz, Teheran und Mashhad.
Afghanistans Nordroute. Auf Piste von Herat nach Mazar-i-Sharif.
Hindukusch mit Bamiyan und Band-i-Amir. Buddhas und Seen.
Durch Belutschistan. Bemerkenswertes aus Pakistan.
Irans Süden. Die Städte Bam, Kerman und Yazd.
Isfahan. Paläste, prächtige Moscheen und armenische Kirchen.
Persepolis. Ruinen und Flachreliefs in der alten Kaiserstadt.
Iranisch Kurdistan. Hamadan und Kermanshah in den Bergen.
Türkische Schwarzmeerküste. Grüne Vegetation, blaues Meer.
   

Foto Gallerien
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Übersicht
Startseite Orienttour. Einführung zur Reise durch die Türkei, den Iran und Afghanistan mit Übersicht und Kurzbeschrieb der einzelnen Etappen.

Heinz Rüegger - 14.05.2006 HOME