Durch Türkei, Iran und Afghanistan

1977

Einführung
Vor rund dreissig Jahren bereisten Brigitte und ich die nahöstliche Region mit den Ländern Türkei, Iran, Afghanistan und ganz am Rande auch Pakistan. Wir hielten uns an öffentliche Verkehrsmittel und reisten mit der Eisenbahn, Autobussen jeder Grösse, Alter und Qualität, oder auch mit dem Kleinlastwagen auf der abenteuerlichen Nordroute in Afghanistan. Diese Reiseart brachte ein etwas sprunghaftes Verhalten mit sich, wo teils hunderte von Kilometern in kürzester Zeit überwunden wurden und dies teilweise sogar während der Nacht. Entsprechend widmet sich der nachfolgende Text grösstenteils diesen Haltepunkten, welche entweder wichtige Städte oder andere touristische Höhepunkte betrafen. Ein etwas anderer Focus wird bei den Fahrradreisen spürbar, die uns teils in ähnliche Regionen führten (oder bald führen werden):
Anatolien und Türkisch-Kurdistan (2003). Bilder der Fahrradtour mit Sandra, die uns von Ankara nach Kappadokien, über den Taurus an den Euphrat und Tigris und schliesslich durch Türkisch-Kurdistan bis an die iranische Grenze bei Doğubayazıt führte.
Rund um den Ararat (2006). Fahrradtour, die uns in diesem Sommer durch den fernen Nordosten der Türkei, Iranisch- Aserbeidschan, Armenien und Georgien rund um den Berg Ararat führen wird.

Foto Galerien
Klicken Sie sich einfach durch unsere Fotoshow und geniessen Sie die Aufnahmen der vielfältigen Naturlandschaften und der vielen herausragenden Kulturdenkmäler aus vielen verschieden historischen Epochen und vieler verschiedener Völkerschaften.
Index der Bilder. Die in der Dia Show «Impressionen» gezeigten Bilder im Kleinformat zusammengefasst.
Impressionen. Die Tour durch den Orient dargestellt in 57 Bildern und jeweils in getrenntem Fenster angezeigt.
Reise in Bildern. Die in den Textteilen zur Illustration verwendeten ca 60 Bilder im Grossformat dargestellt.

Reise Etappen
Die Rundreise durch einige Länder des Nahen Ostens, Türkei - Iran - Afghanistan - Pakistan - Iran - Türkei, lässt sich leicht in mehreren kurzen Kapiteln erzählen:
Istanbul. Die Namen Konstantinopel, Byzanz und Istanbul stehen alle für die gleiche, die Meerenge zwischen dem Schwarzen und dem Mittelmeer beherrschende Stadt. Die herausragende historische Bedeutung dieser Metropole macht sich in eindrücklichen Kulturdenkmälern aus allen drei Epochen der Geschichte kund. Obschon seit der Zeit der modernen Türkei nicht mehr Hauptstadt des Landes hat sie ihre Vorrangstellung im kommerziellen Leben in nichts eingebüsst.
Anatolien. Die Schwerpunkte dieser Etappe bildeten i) Ankara, eine mittelanatolische Stadt mit tief in der Vergangenheit ruhenden Ursprüngen, die von Kemal Atatürk als neue Hauptstadt auserkoren wurde und ii) Kappadokien, eine phantastische Naturlandschaft, welche auf einen Ausbruch des Vulkans Erciyes Dağı zurückgeht. Seine Tuffsteinablagerungen führten zu wunderbaren Erosionsformen, die weiter durch die Schaffenskraft der Menschen der Region zu Häusern und Kirchen geformt wurden.
Der Norden Irans. Wir erreichten im um 6 Stunden verspäteten Zug vom Vansee kommend vorerst Täbriz in Iranisch-Aserbeidschan und nach einem Aufenthalt danach bald einmal Teheran, die Hauptstadt des Landes. Herausragender Höhepunkt dieser Etappe - wie auch einer der gesamten Reise - stellte die heilige Pilgerstadt Mashhad mit all ihren grossen und bedeutenden Moscheen dar.
Nordroute in Afghanistan. Mit der erforderlichen behördlichen Bewilligung ausgerüstet, setzten wir uns dicht gedrängt auf einen geländegängigen Kleinlastwagen und erreichten von Herat aus auf der sogenannten Nordroute Mazar-i-Sharif. Mit der eindrücklichen blauen Moschee stellt diese wichtigste Stadt des Nordens die grosse Pilgerdestination in Afghanistan dar.
Hindukusch. Tiefe Schluchten und hohe Bergpässe, die nur mit kleinräumigen Fahrzeugen bewältigt werden konnten, prägten die Etappe durch den zentralen Teil Afghanistans. Ein erster touristischer Höhepunkt war der Besuch des Tales von Bamiyan. Dort befindet sich ein bedeutendes Höhlenkloster aus vorislamischer Zeit, dessen zwei aus den Felsen gehauenen riesigen Buddhastatuen ein - in der Zwischenzeit leider mutwillig zerstörtes - wichtiges Kulturdenkmal der Menschheit darstellt. Die nahe gelegenen lapislazulifarbenen Seen von Band-i-Amir bilden eine Naturlandschaft, die nicht so leicht an Schönheit zu übertreffen ist.
Schmugglerzug durch Belutschistan. Unser Aufenthalt in der pakistanischen Provinz Belutschistan dauerte lediglich zweieinhalb Tage. Wir könnten nicht in Anspruch nehmen, einen bedeutenden Anteil des Landes gesehen zu haben, widmen ihm aber trotzdem ein eigenes Kapitel, weil so viel Denkwürdiges zu berichten ist, namentlich der offenkundige Schmuggel von Gütern über die Grenze nach Iran.
Oasenstädte in Südiran. Am südlichen Rande der zumeist lebensfeindlichen zentraliranischen Wüsten befinden sich einige der sehenswertesten Städte des Landes. Als Erstes besuchten wird die in einer Einöde stehenden Ruinen der ehemaligen Stadt Bam, welche zur Zeit der Sasaniden eine wichtige Rolle an dem durch die Dasht-e-Lut führenden Ast der Seidenstrasse spielte. Eindrücklich waren auch die beiden Städte Kerman und Yazd, letztere mit der einzigartigen, sehr schlank und hoch gebauten Freitagsmoschee aus dem frühen 14. Jahrhundert.
Esfahan. Unübertroffen an bedeutenden historischen Baudenkmälern aus der Zeit der Herrschaft der Safawiden ist dieser Stadt, wie Istanbul, ein eigenes Kapitel gewidmet. Allein am grossen zentralen Platz, der damals Meydan-e-Shah hiess, liegen die grosse blaue Moschee, die kleine Lutfallahmoschee mit der erdfarbenen Kuppel und das Ali Qapu im Eingangsbereich des Palastbezirks. Weitere Moscheen und bedeutende Medresen, schöne Flussbrücken und sogar mehrere eindrucksvolle armenische Kirchen liegen im weiteren Stadtbereich.
Shiraz und Persepolis. Das im Gebirge gelegene Shiraz gilt als Stadt der Poeten Hafez und Sa'adi, die mit ihrer Dichtung die persische Literatur prägten. Nur etwa eine Autostunde davon entfernt liegen die Ruinen der mehr als 2500 jährigen antiken Paläste von Takht-i-Jamshid, uns besser bekannt unter seinem griechischen Namen Persepolis.
Zagrosberge. Der schwülen Hitze von Ahvaz entflohen wir in den zentralen Teil der Zagrosberge, die das iranische Kernland gegen die Golfregion und den Irak abschirmen. Dort liegen die beiden Städte Hamadan und Kermanshah, denen wir einen Besuch abstatteten. Erstere ist bekannt als Geburts- und Wirkungsort von Ibn Sina, welcher als grosser Arzt und Gelehrter in die Geschichte der Wissenschaften eingegangen ist. In Europa wurden seine Schriften im Zeitalter der Auferstehung der Wissenschaften unter seinem lateinisierten Namen Avicenna geschätzt. Kermanshah ist eine Kurdenstadt und in unmittelbarer Nachbarschaft findet man in einer Grotte die Reliefs von Taq-e-Bostan mit sassanidischen Motiven.
Türkische Schwarzmeerküste. Auf dem Weg von Erzurum nach Trabzon passierten wir die kontrastreiche Landschaft des pontischen Scheidegebirges und erlebten nach vielen Wochen wieder einmal Regen, der in dieser Gegend häufiger als bei uns in der Schweiz fällt. Als Konsequenz ergibt sich am östlichen Abschnitt der türkischen Schwarzmeerküste ein sub-tropisches Klima, welches die Grundlage für ausgedehnte Tee- und Haselnussplantagen bildet.
Hagia Sophia in Istanbul, Türkei Hagia Sophia in Istanbul, Türkei
Höhlenkirchen in Göreme, Türkei Höhlenkirchen in Göreme, Türkei
Zitadelle von Herat, Afghanistan Zitadelle von Herat, Afghanistan
Seen in Band-i-Amir, Afghanistan Seen in Band-i-Amir, Afghanistan
Sassanidische Ruinenstadt in Bam, Iran Sasanidische Ruinenstadt in Bam, Iran
Grab des Artaxerxes in Persepolis, Iran Grab des Artaxerxes in Persepolis, Iran
Grab der Esther in Hamadan, Iran Grab der Esther in Hamadan, Iran
Pontisches Scheidegebirge, Türkei Pontisches Scheidegebirge, Türkei
Galata am goldenen Horn in Istanbul Galata am goldenen Horn in Istanbul
   

Heinz Rüegger - 28.04.2006 HOME