Einführung
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Der Hauptteil des afrikanischen Kontinents ist eine uralte starre Scholle, fast ein Urstück aus der Erdmasse,
und wurde bereits im Erdaltertum bis zum Grundgebirge
abgetragen. Darüber wurden weite Tafelschichten aus Sandstein und flachliegendem Schiefer abgelagert, die das Bild afrikanischer
Landschaften so stark prägen. Das Atlasgebirge mit seiner Bewegtheit des Reliefs und der Jugend seiner Gesteine ist eher ein Teil seines
nördlichen Nachbarkontinents mit dessen grossen Gebirgszügen es gleichzeitig durch den Druck der afrikanischen Platte
entstanden ist.
Ein genauerer Blick auf die Landkarte zeigt uns, dass zwei mächtige Bergketten in west-östlicher Richtung den Norden Algeriens
durchlaufen: an der südlichen Nahtstelle zur afrikanischen Platte ist es der Sahara-Atlas und zum Mittelmeer hin der Tell-Atlas.
Dazwischen findet sich eine abflusslose Plateaulandschaft mit grossen Salzpfannen, wie dem Schott ech Chergui und dem Schott el Hodna.
Zu Höhepunkten auf dieser Etappe unserer Reise möchten wir gerne folgende erklären:
Die weite Hochebene mit der Überquerung des Schott el Hodna
Die antiken Ruinenstätten Djemila, Tiddis und Timgad
Die Schluchten bei Kherrata, Constantine und El Kantara
Die Mittelmeerküste bei Bejaïa mit dem Pic des Singes
Die Oase El Biskra und das Aurèsgebirge
Die Städte Sétif, Bejaïa, Constantine und Tébessa
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Tagebuchausschnitte
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Reise über den Sahara-Atlas und die Hochebenen der Schotts
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Da in Algerien einer der wichtigeren Feiertage bevorstand wollten viele Leute, und insbesondere Militärpersonen die Reise
aus der Sahararegion nach Norden antreten. Dies hatte zur Folge, dass wir eine ganze Nacht in Laghouat am Südrande des
Saharaatlases mit dem Warten auf einen noch nicht voll besetzten Bus verbrachten. Beim Morgengrauen war es dann soweit, dass
wir wenigstens bis nach Djelfa reisen konnten, wo wir leider einen bedeckten Himmel und etwas Regen antrafen. Die Weiterreise
nach Sou Saada und über das Schott el Hodna nach M'sila gelang uns mittels Autostopp, wo wir jeweils von freundlichen
Einheimischen mitgenommen wurden.
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Sétif und die römischen Ruinen von Djemila
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Die wichtige Regionalstadt Sétif liegt inmitten einer kahlen Hochebene auf dem Boden der antiken Stadt Sitifis, deren Ruinen
man allenthalben noch sehen kann. Zur Kolonialzeit war sie Sitz einer französischen Garnison. Diese schrieb bei den Aufständen
vom 8. Mai 1945 und 1. November 1954 ein ganz und gar unrühmliches Kapitel der Kolonialgeschichte, unter dem die Bevölkerung
der Stadt sehr zu leiden hatte.
Von Sétif aus machten wir einen Tagesausflug zur schön gelegenen und gut erhaltenen römischen Ruinenstätte
Djemila.
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Affenherden in der Kherrata-Schlucht
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Die Schlucht von Kherrata oder Chabet el Akra gehört zu den tiefsten und wildesten in ganz Algerien. Die Strasse, welche durch sie
hindurchführt, war schmal und kurvenreich und teils auch in die hohen Felswände eingesprengt. Vom Stausee bei
Chabet el Akra bis zum unteren Ende verliert man auf etwa 8 km Länge rund 350 m an Höhe und gewinnt dabei manchen schönen Eindruck.
Wir waren froh, diese kurze Strecke zu Fuss absolviert zu haben, um nicht zu letzt, die vielen neugierigen aber nicht aufdringlichen
Affenfamilien beim Herumturnen an
Bäumen oder dem Klettern an den Kalksteinwänden beobachten zu können.
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Bejaïa an der schroffen Mittelmeerküste
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Die Hafenstadt Bejaïa liegt in einer der malerischsten Buchten der algerischen Mittelmeerküste. Die Stadt hatte eine wechselvolle
Geschichte. Mal war es unter dem Namen Naciria Hauptstadt eines Hammaditen-Reiches, dann verkam es wieder zur Bedeutungslosigkeit oder
machte als Piratenunterschlupf von sich reden. Seit der Unabhängigkeit ist es zurück auf dem Weg der Prosperität und hat
auch Bedeutung als Petrolexporthafen erlangt. Ein wichtiges handwerkliches Produkt der Vergangenheit waren die hier produzierten Kerzen aus
Bienenwachs. Die Franzosen kennen Bejaïa unter dem Namen Bougie und haben den Begriff auf das entsprechende Produkt der Stadt
übertragen.
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Wanderung auf den Pic des Singes bei Bejaïa
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Den besten Überblick über die schöne Gegend
kann man erhalten, wenn man wie wir die Höhen des Berges Gouraya erklimmt, an dessen östlichen Abhängen die Stadt angelegt ist.
Als wir den 430 m hohen Pic des Singes erreichten, wurden wir von einem eindrücklichen Rundum-Panorama begrüsst.
Wir sahen über die Stadt und den Golf von Bejaïa hinweg zur östlichen Mittelmeerküste mit der Corniche de Jijel und weiter
zu den Bergen der kleinen Kabylie oder der Kabylie des Babors. Westwärts schien sich das schroffe Kalksteingebirge unendlich auszudehnen
und zu unseren Füssen hatten wir die schroffen Felsen des Cap Carbon mit seinem Leuchtturm.
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Constantine
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Die Medina der drittgrössten Stadt Algeriens wurde an Stelle einer antiken Siedlung auf einem kleinen felsigen Plateau errichtet, welches auf drei Seiten
senkrecht abfällt und nur über einen schmalen Grat im Südosten mit einer breiteren Fläche verbunden ist.
Auf letzterer befindet sich das Zentrum der in der kolonialen Epoche errichteten Neustadt.
Auf der Ostseite der Stadt befindet sich der tiefe Einschnitt des Flusses Rhummel und diese Schlucht stellt die Hauptattraktivität
Constantines dar. Leider konnte man den Weg durch die Schlucht nicht mehr begehen, weil Teile des Weges
mangels Unterhalt eingebrochen waren. Ausserdem, so muss man leider festhalten, wurde die Schlucht auch als Ort für die
Entsorgung von allerlei zivilisatorischen Abfalls missbraucht. Mehrere interessante Brücken überspannen den Einschnitt, von Süden
nach Norden sind dies die Bogenbrücke des Sidi Rached, die Eisenkonstruktion der Brücke von El Kantara und die spektakuläre
Hängebrücke des Sidi M'Cid, welche bei einer Spannweite von 168 m in einer Höhe von 175 m über den Einschnitt des Rhummel
führt.
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El Kantara Schlucht und das Aurès-Gebirge
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Von Constantine fuhren wir mit dem Zug nach Süden zurück in die Sahara hinein. Das spektakuläre Stück
stellt die Passage durch den Engpass der Schlucht von El Kantara dar, einer der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Algeriens.
Nach einer vorerst eher monotonen Fahrt bis nach Batna tauchten wir unversehen in die enge und tiefe Schlucht ein. Die Geleise
verliefen in Kurven entlang der Wände des Engpasses und durch etliche Tunnels, bevor plötzlich die malerischen Palmenhaine der
Oase Biskra auftauchten. Nicht erstaunlich wird die Schlucht auch als Foum as Sahara, Mündung der Sahara bezeichnet.
Den Rückweg nach Norden traten wir auf der Strecke durch das landschaftlich herrliche Aurès-Gebirge an, um noch die
Ruinenstadt Timgad zu besuchen.
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Tébessa
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Die ostalgerische Stadt Tébessa verfügt noch über eine sehr hohe und dicke Befestigungsmauer aus der byzantinischen Epoche.
Vier schön ausgestaltete Tore gewähren den einzigen Zugang zur Medina während 13 quadratische und in die Ummauerung eingelassene
Türme das Gegenteil bezwecken.
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