Djanet-Tamanrasset, verirrt in der Sahara

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Einführung
Die Fahrt mit Monika und Wolfgang von Djanet nach Tamanrasset verlief nicht entlang der geplanten Route, was uns drei etwas spezielle Tage bescherte. In einer solchen Situation versucht man ein bisschen von seinen Befürchtungen abzulenken und dies bietet uns Gelegenheit, an dieser Stelle ein wenig auf das Schicksal der in der zentralen Sahara ansässigen Bevölkerung hin zu weisen.
Vielschichtige Bevölkerungsstruktur
Bei uns ist man stark dazu geneigt, unter Bevökerung der Sahara schlicht und einfach die Touareg zu verstehen. Die letzteren stellten lediglich die oberste Schicht der saharischen Gesellschaft und hatten über die Jahrhunderte andere Berberstämme zu ihren Vasallen gemacht. Unter den sesshaften Oasenbauern können wiederum zwei Schichten unterschieden werden, die Iklan sind dunkelhäutige, ehemalige Sklaven aus dem sudanesischen Süden, während die Harratin freie Menschen gleicher Herkunft sind. Alle waren sie jedoch von den Touareg abhängig.
Touareg - oder das Dilemma der Herren
Die Wandlungen innerhalb saharischen Gesellschaft wirkten sich stark auf die Touareg aus, die sich zudem als wenig anpassungsfähig erwiesen. Die Sklaverei wurde unter der französischen Vorherrschaft abgeschafft und damit war auch der von den Touaregs beherrschte transsaharische Sklavenhandel erledigt. Die Landreform teilte das bewirtschaftete Land jenen zu, welche die Felder bestellen, d.h. den Iklan und Harratin, die sich fortan nicht mehr bemüssigt fühlten Abgaben zu leisten. Die Karawanen verloren komplett an Bedeutung im Transport von Gütern durch die Sahara. Mit all diesen Wandlungen waren die Touareg von Beherrschern der Wüste zu einfachen Viehzüchtern zurückgestuft worden. Lang andauernde Perioden der Trockenheit in der Region entzogen ihnen letztendlich auch noch diese Lebensgrundlage. Die Konsequenz war eine Verarmung dieser Volksschicht, die anfangs durch staatliche Leistungen etwas abgemildert werden konnte. Durch die bürgerkriegsähnlichen Umstände konnte der algerische Staat diese Aufgabe später nicht mehr wahrnehmen. Mit der Schwächung des Zentralstaates wandten sich viele der Touaregs wieder einem ihrer alten Geschäftszweige zu und etablierten in einigen Regionen des Südens ein wahrhaftiges Banditentum, welches z.B. verhindert dass man die Tanezrouft bereisen kann.

Tagebuchausschnitte
Durch den Erg Admer
Den Erg von Admer mit seinen dunklen Inselbergen im hellen Sand hatten wir bereits auf der Hinfahrt nach Djanet berührt und eigentlich hätten wir nur der Piste zurück nach Zaouatenlaz folgen müssen, aber manchmal kommt es anders als man denkt. In sandigen Gebieten sind die Pisten oft breit aufgefächert und wenn man ein bisschen Pech hat, erwischt man dabei eine Abzweigung und verlässt vorerst unbemerkt die eigentliche Route. Die Gefahr ist umso grösser, wenn man schon gar nicht mit einer möglichen Verzweigung rechnet.
Auf unbekannter Piste nach Westen
Wir hielten uns im Erg von Admer wohl an Spurenbündel, die vorerst nur ein wenig zu weit links lagen und folgten diesen nach Westen zu über die Sandflächen des Ergs hinweg, statt eine Richtung nach Nordwesten hin ein zu schlagen. Obschon ich seither manchen Saharaführer konsultierte, konnte ich noch nie eine Beschreibung unserer damals tatsächlich eingeschlagenen Route finden. Über den genauen Verlauf kann ich leider keine Aussagen machen, sie liegt aber in der südlichen Randregion des Hoggargebirges. Durch den klimatischen Einfluss aus der nigrischen Ténéré waren die Nächte ausserordentlich milde.
In Dalag - Tamanrasset
Am dritten Tag trafen wir in dem kleinen Ort In Dalag östlich von Tamanrasset wieder auf beschriebenes Terrain und die leise Befürchtungen irgendwann und irgendwo im Niger zu stranden, oder gar ganz in der Sahara verloren zu gehen, nahmen schliesslich ein Ende.
Oued zwischen Djanet und Tamanrasset Oued zwischen Djanet und Tamanrasset
«Unser» Fahrzeug durch die Sahara «Unser» Fahrzeug durch die Sahara
Ein Stück Wellblech abseits offizieller Pisten Ein Stück Wellblech abseits offizieller Pisten
Tal mit Bäumen und Dornbüschen Tal mit Bäumen und Dornbüschen
Frucht eines sehr stacheligen Busches Frucht eines sehr stacheligen Busches
Hauptstrasse in Tamanrasset Hauptstrasse in Tamanrasset
Traditionelle Lehmarchitektur in Tamanrasset Traditionelle Lehmarchitektur in Tamanrasset

Etappen der Saharareise
Sizilien. Multikulturelles Sprungbrett nach Afrika.
Arabisches Tunesien. Arabische Städte und Zivilisation.
Südtunesien. Berberburgen und Vorgeschmack auf die Wüste.
Östlicher Erg. Oasenstädte inmitten von Sanddünen.
Tassili-n-Ajjer. Durch die Oasenstädte ins Tassilimassiv.
Djanet-Tamanrasset. Fast verloren in der Weite der Sahara.
Hoggarmassiv. Tamanrasset und das Gebirge des Hoggars.
Tademaït. Kieselwüste, und Oasen In Salah und El Goléa.
Ghardaïa. Ausserordentliche Siedlungsarchitektur der Mozabiten.
Algerischer Atlas. Frühlingsgrüne Hügellandschaften.
Römisches Erbe. Antike Ruinenstädte zu Hauf.
   

Foto Galerien
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Übersicht
Startseite Saharatour. Einführung zur Saharatour und Übersicht mit Kurzbeschrieb der einzelnen Etappen.

Heinz Rüegger - 04.03.2006 HOME