Einführung
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Die Gegend des M'zab gilt sicher mit Recht als eine der Hauptattraktionen Algeriens. Konfrontiert mit der pentapolen Stadt
Ghardaïa, Melika, Beni Isguen, Bou Noura und El Atteuf zeigt man sich tief beindruckt, was menschliche Schaffenskraft
in einem unwirtlichen, ja fast schon sterilen, Umfeld realisieren kann.
Gegründet wurden diese ausserordentlichen Siedlungen durch die religiöse Gemeinschaft der Ibaditen, die man durchaus
als die Protestanten des Islams bezeichnen könnte. Diese Glaubensrichtung wies ihre höchste Verbreitung im 10. Jh. auf,
als sie ganz Nordafrika dominierte. Bei den Bewohner des M'zab handelt es sich um Berber, die nahe verwandt sind mit jenen der Kabylie im
Norden Algerien und Djerbas in Tunesien. Aus ihrem ursprünglichen Siedlungsgebiet durch die orthodoxen Muslime verjagt,
liessen sie sich erst in der Gegend um Ourgla nieder, von wo sie dann wiederum vertrieben wurden. Schliesslich fanden sie Unterschlupf
in der unfruchtbaren Chebka. Mit dem Bau sehr tiefer Brunnen gelang es ihnen, an die entscheidenden Grundwasservorräte heran zu kommen, die es
erlaubten, die charakteristische dreistufige Oasenwirtschaft zu etablieren.
Weil die natürlichen Resourcen der Gegend zu einer Bevölkerungsdichte wie wir sie hier im M'zab kennen, nicht ausgereicht
hätte, bildete die Emigration der Männer immer ein entscheidendes ökonomisches Element. Sie wandten sich
hauptsächlich dem Handel zu und unterhalten Ladenketten in Nordalgerien, aber auch in Europa. Den Frauen war es
traditionsgemäss verboten, den M'zab zu verlassen, so dass die Städte des M'zabs auch schon als grösstes
Frauengefängnis bezeichnet wurden.
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Tagebuchausschnitte
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Ausserordentliche Urbanität im M'zab
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Das Siedlungsgebiet der Mozabiten umfasst die fünf ausserordentlichen Städte Ghardaïa, Melika, Beni Isguen, Bou Noura und
El Atteuf, wobei wir letztere nicht besuchten. Die Architektur dieser Städte ist einzigartig und man hat fast das Gefühl, als hätte
der Schweizer Architekt Le Corbusier hier bei der urbanen Planung seine Hand angelegt. Aber wahrscheinlicher ist, dass im Gegenteil dieser sich bei der Realisierung seiner
berühmten Kappelle in Ronchamp von diesem saharischen Vorbild hatte beeinflussen lassen.
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Ghardaïa
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Die Stadt erweckt von aussen den Eindruck als hätte ein Riese mit seinen Händen eine Unzahl von Häusern
zusammen geschoben und aufgehäuft, dann eine Mauer ums Ganze herum gezogen, damit sie nicht wieder auseinander fallen und
zum Abschluss noch eine Moschee mit dominierendem Minarett zuoberst hingesetzt. Dieser erste Eindruck scheint sich beim Besuch
der Stadt zu bestätigen: Die engen Gassen erscheinen als ob sie durch die vorgegebenen Häusermassen gegraben worden
wären!
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Melika
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Dieser Ort auf einem Hügel am nördlichen Ufer des Oued M'zab
ist bekannt für das sehenswerte und unverwechselbare Grabmal des Sidi Aïssa und seiner Familie. Andere
Gräber sind bescheidener und bedeckt mit irdenen Krügen, Wasserbehältnissen und andern zerbrochenen
Töpferwaren um die Identität des Toten zu bekunden.
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Beni Isguen
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Diese Siedlung der Mozabiten liegt wie ein Theater an einer Hügelflanke auf dem südlichen Ufer des Oued M'zab
und ist die «heilige Stadt» par Excellence. Umgeben ist sie von einer festen Maurer und lediglich drei Tore
führen in sie hinein. Bis vor kurzem wurden diese Tore des Nachts noch geschlossen und kein Fremder durfte innerhalb
der Stadtmauern nächtigen. Auch sonst waren hier die Sitten noch streng, man konnte die Stadt nur mit Führer
betreten, Fotographieren war eingeschränkt und am Freitag gänzlich verboten.
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Beni Isguen im ariden Tafelland des M'zab
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Scherbenübersähter Friedhof von Melika
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Stark ummauertes Beni Isguen, die «heilige Stadt»
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Ghardaïa, Hauptort des M'zab
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Ghardaïa, Hauptort des M'zab
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Palmenhain und Brunnen im M'zab
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Melika
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