Einführung
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Im Nordosten der algerischen Sahara, und weit in den Süden Tunesiens hineinreichend, befindet sich ein riesiges
aus Sand bestehendes Meer, ein Landschafttypus für welchen sich der geographische Begriff Erg eingebürgert hat.
Sand ist gemeinhin kein Produkt des Windes, sondern entsteht durch die Einwirkung von Wasser auf Gestein und man mag
sich wundern, wo genau diese Sand produzierenden Gewässer hier vor Urzeiten wohl gelegen haben. Ist das feine Material
aber einmal vorhanden, dann übernimmt der Wind definitiv die gestalterische Leitung, was zu vielfältigen Formen
der Erosion führen kann.
Die kleinsten Sandaufschüttungen sind die senkrecht zur Windrichtung verlaufenden Rippelmarken, die sich auch
auf grösseren Formationen als Detailstruktur wiederfinden. Auffälligstes Merkmal sind jedoch die Dünen,
bei welchen man verschiedene Typen unterscheidet. Die meisten Dünenlandschaften bestehen aus den Längs-
oder Seifdünen, die parallel zur Hauptwindrichtung sich bilden und scharfkantige Grate aufweisen. Diese
Kanten erinnern an Schwerter, dessen arabische Entsprechung Seif namensgebend wurde. Die bekannteste Form der
Sandaufhäufung ist die Sichel- oder Barchandüne, welche senkrecht zur Windrichtung gebildet wird und eine
flache Luv- und steile Leeseite aufweist. Sie sind die typischen Wanderdünen, die einerseits ständig Oasen und
Verkehrswege bedrohen, andererseits aber die schönsten Fotomotive abgeben.
Als Höhepunkte der Etappe entlang und durch den östlichen grossen Erg kann folgendes gelten:
Die Oasen der Region Souf, z. B. El Oued und Toggourt
Das wogende Meer der Sicheldünen des östlichen Ergs
Der Übergang zur leergefegten Kieselwüste und der Hammada
Die nackten Gesteinsformationen des Tinrhert Plateaus
Die leuchtenden Fackeln der Öl und Gasförderbasen
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Tagebuchausschnitte
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El Oued, die Oase der tausend Kuppeln
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El Oued ist der Hauptort der Oasen der Region Souf am nordwestlichen Rande des östlichen grossen Ergs, der seine Ausläufer
mitten in die Stadt hinein schiebt. Die Begriffe Oued im Arabischen und
Souf im Berberischen bedeuten das gleiche und weisen auf einen unter dem Sand fliessenden Fluss hin, welcher die Grundlage der
kleinen und wahrhaftig im Sand zu versinken scheinenden Palmengärten bildet. Sie erinnern an den Ausspruch, dass die Dattelpalme ihren Kopf
im Feuer und ihre Füsse im Wasser haben müsse, um zu gedeihen. Damit letzteres möglich wird, müssen die
Gärten tiefer gelegt und regelmässig vom neu eindringenden Sand befreit werden - eine wahre Sysifusarbeit.
Die traditionelle Architektur des Souf erschuf Gebäude mit vielen kleinen Kuppeln, die als Wahrzeichen der Gegend gelten
und der Stadt den Beinamen «der tausend Kuppeln» eingetragen haben.
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Ouargla
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Die Oase Ouargla ist primär eine Verwaltungsstadt für die in einem sehr weiten Umfeld liegenden Förderstellen für
Erdöl und Erdgas. Ein kleiner Palmenhain ist aber erhalten geblieben und von einer gewissen Attraktivität ist auch das im Malistil
erbaute Saharamuseum. Dieses weist neben Sammlungen von Alltagsgegenständen der saharischen Nomaden auch eindrückliche
Reproduktionen steinzeitlicher Felszeichnungen aus dem Tassili-n-Ajjer Gebiet auf. Die Originale dieser auch
sehr modern wirkenden Zeichnungen wurden vor tausenden von Jahren angefertigt zu einer Zeit, in der offenbar der Tierreichtum
in diesem zentralen Teil der Sahara noch sehr gross war und Flüsse und grosse Seen das Aussehen der Landschaft prägten.
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Durch das Land der Erdölquellen nach In Aménas
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Ouargla war für uns die Endstation des Netzes des öffentlichen Verkehrs, ab jetzt hiess es mit andern Mitteln weiter zu kommen.
Wir deckten uns mit Nahrungsmitteln und einem Kanister voll Wasser ein und stellten uns mal an die Strasse Richtung Hassi Messaoud.
Wir wurden prompt von einem Wagen mitgenommen, dessen Fahrer eine Ölförderstelle bei Gassi Touil inspizieren sollte, wo
wir dann abends in einem improvisiert eingerichteten Café und quasi mitten in der Wüste abgesetzt wurden.
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Besten Dank an Monika und Wolfgang!
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Beim Einnachten mutierte die kleine Station zu einem Treffpunkt der Fahrer der gigantischen Lastwagen, die allerlei Versorgungsmaterial
zu den Förderstellen transportierten. Kein Problem, hier am nächsten Morgen eine Gelegenheit zu finden ein paar Dutzend Kilometer
weiter zu gelangen. Ausser Sicht des Kontrollpostens in Hassi Bel Guebbour hiess es Abschied nehmen und zu Fuss weiter zu gehen.
Hier hatten wir das unwahrscheinliche Glück von Wolfgang und Monika Meinert aus Bielefeld mitgenommen zu werden, die mit ihrem umgebauten
Militärfahrzeug ebenfalls weiter nach Djanet und Tamanrasset fahren wollten. Wir haben sehr von dieser Mitfahrgelegenheit profitiert
und konnten uns lediglich ein bisschen als Helfer bei Behördengängen revanchieren.
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Kleine Moschee in der Oase El Oued
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Palmen inmitten der Dünen des grossen Ergs
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Sand kriecht unaufhaltsam nach El Oued hinein
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Spuren auf dem Kamm der Sicheldüne
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Markthalle im Zentrum der Oase El Oued
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Museumsgebäude in der Oase Ouargla
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Steinzeitliche saharische Felszeichnung
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Am Übergang des Ergs zur Hammada
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Bei Hassi Bel Guebbour im Tinrhert Plateau
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