Nefzaoua Oasen um Kebili und Douz

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Einführung
Wir wandten uns in der siebten Etappe unserer Tunesienreise dem Nefzaoua Gebiet südösltlich des Schotts el Djerid zu. Mit seinen Palmenoasen und den kontinuierlich in diese vordringenden Sanddünen des aus Algerien herüberreichenden Grossen Östlichen Ergs ergibt sich ein Landschaftsbild, welches wir gemeinhin mit Wüste assoziieren und welches auch entsprechend touristisch vermarktet wird. Der erwartete Eindruck einer Bilderbuch-Sahara wurde einzig durch die Tatsache, dass ausgerechnet hier Regen fiel ein wenig getrübt.
Nefzaoua Oasen
Erreichen die jährlichen Niederschläge in Tabarka die Marke von 800 mm, in El Kef von 600 mm, in Makthar noch von 500 mm und selbst in der zentraltunesischen Steppe meist noch von 200 bis 300 mm, so finden wir in der Region südöstlich des Schotts el Djerid lediglich noch 60 bis 80 mm. Dies ist deutlich zu wenig, um den ausgedehnten Gürtel der Nefzaoua-Oasen bewässern zu können. Dank dem Wasserreichtum auf der Grundlage von artesischen Quellen können jedoch 800 000 Palmen aus den fossilen Vorräten versorgt werden. Wie weit die Vorräte noch reichen werden ist unklar, auch das Wachstum der Bevölkerung und der Tourismus fordern ihren Tribut. Die Zeiten der Ziehbrunnen sind jedenfalls längst vorbei, das Wasser muss mittlerweile mit Motorpumpen aus Tiefen zwischen 60 und 100 m gefördert werden.
Djerid - Zäune aus Dattelpalmzweigen
Ist das Vorhandensein von ausreichend Wasser die Bedingung für die Existenz einer Oase, so ist übermässiger Sand ihr sicherer Tod. Die Bedrohung für die Nefzaoua Oasen stammt aus dem Nachbarland Algerien und besteht aus den immensen Sandreserven des Grossen Östlichen Ergs. Wohl seit Jahrhunderten, wenn nicht gar Jahrtausenden, versuchen die Oasenbauern den Sand möglichst aus ihren Gärten raus zu halten. Windschutzmassnahmen sind dabei die wichtigsten Mittel und bewährt hat sich der Bau von aus Dattelpalmzweigen geflochtenen Zäunen, welche überall auf Dünen errichtet werden, um das Wegblasen von Sand zu reduzieren. Solche Zäune heissen in der Lokalsprache Djerid und dieses Wort findet sich in vielen geographischen Bezeichnungen wieder, aber selbt sie Bewohner der Region werden nach ihnen Djeridi genannt - die «Zäunler».

Tagebuchausschnitte
Regen in Kebili
Bereits bei der Einfahrt nach Kebili, dem Hauptort der Nefzaouaregion, zogen bereits dohend dunkle Wolken über dem Schott el Djerid auf und leichter Regen setzte ein. Nach Einkauf und Mittagessen waren die Strassen nass, Pfützen hatten sich überall gebildet und unsicheres Wetter sollte uns für den Rest des Tage begleiten. Die regennassen Palmenhaine und Sanddünen wollten einfach nicht so richtig in unser Bild der Saharaoasen passen, ganz zu schweigen von von Dörfern, die unter solchen Bedingungen eher schäbig wirkten, während selbige bei schönem Wetter durchaus einen malerischen Anblick hätten abgeben können.
Douz, die gut vermarktete Bilderbuchoase
Die Oase Douz wird oft mit dem Zusatz «Tor zur Sahara» versehen. Dieser Begriff stand in früheren Zeiten für die Bedeutung als Ausgangspunkt für Karawanen in und durch die Sahara; insbesondere soll dabei der Handel mit Sklaven ein wichtiger Faktor gewesen sein. Heute kommt der Begriff eher als Etikette für die blühende Tourismusindustrie gelegen, welche mit jährlich um die 300 000 Logiernächten der wichtigste Wirstschaftsfaktor darstellt. Ein spezieller Tourismuskomplex wurde am Südrand der Oase zwischen Dattelhain und Dünen angelegt, wo auch ca. 1000 Dromedare darauf warten, die als Bedouinen verkleideten Touristen in die Wüste hinaus zu tragen. Ein alljährlicher Höhepunkt im Kalender stellt das «Festival du Sahara» dar, eine Folkloreveranstaltung mit Musikgruppen, inszenierten Hochzeiten, wilden Kamel- und Pferdereitereien.
Dromedare am Rande des Schotts el Fedjadj Dromedare am Rande des Schotts el Fedjadj
Sandra mit Dromedarherde bei Bordj Saïdane Sandra mit Dromedarherde bei Bordj Saïdane
See zwischen den Oasen Kebili und Blidet See zwischen den Oasen Kebili und Blidet
Sanddünen dringen in die Oase Blidet ein Sanddünen dringen in die Oase Blidet ein
Lockerer Palmenhain bei der Nefzaouaoase Blidet Lockerer Palmenhain bei der Nefzaouaoase Blidet
Dromedarherde in den Dünen von Nouail Dromedarherde in den Dünen von Nouail
Zentraler Marktplatz in Douz Zentraler Marktplatz in Douz
Touristenläden am Marktplatz von Douz Touristenläden am Marktplatz von Douz

Etappen der Tunesienreise
Berge der Dorsale. Antike Ruinen inmitten teils schroffer Berge.
Sbeïtla und Kasserine. Ausgegrabene und belassene Römerstädte.
Zentrale Steppenregion. Einsame Gegend reich an Phosphat.
Bergoasen. Palmenbestandenes Mides, Tamerza und Chebika.
Oasen des Djerids. Palmenoasen am Rande des Schotts el Djerid.
Berg- und Schottpisten. Berge, Pässe, Schluchten und das Schott.
Nefzaoua Oasen. Palmen in den Sanddünen des Grossen Ergs.
Tunesische Sahara. Auf Sandpisten in und durch die Sahararegion.
Berberdörfer des Dahars. Verteidigungssiedlungen in den Bergen.
Ksars und Ghorfas. Speicherburgen der Berber.
Matmata Bergland. Siedlungen mit Kraterwohnungen der Berber.
Medina und Souks. Die geschäftige Altstadt von Tunis.
La Goulette, Carthage und Sidi Bou Said. Die noblen Vororte.
   

Foto Gallerien
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Heinz Rüegger - 29.01.2006 HOME