Einführung
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Die Wüsten dieser Welt, und insbesondere die Sahara, haben mich schon seit meiner Jugend fasziniert und es wird wohl schwierig sein
zu beschreiben, warum solche Emotionen entstehen. Viele Mitmenschen teilen jedoch diese Faszination mit mir, während andere sich
einen Ferienaufenthalt ohne «Ballermann»
Atmosphäre und entsprechendem Betrieb nicht vorstellen können. Aber vielleicht ist dies einfach eine Frage des Menschenschlags.
In der Wüste, mit ihren unzweifelhaften Schönheiten, muss man oft auch eine gewisse Langweile ertragen können, schliesslich
trifft man nicht überall und auch nicht jederzeit auf Bilderbuchlandschaften, und dies insbesondere dann natürlich,
wenn man relativ langsam unterwegs ist, sei es zu Fuss, auf dem
Dromedar oder dem Fahrrad.
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Tagebuchausschnitte
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Bir Ghèzene und Ali Babas Café
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Bei wieder wunderschönen Wetter verliessen wir Douz auf der nach Matmata führenden Strasse und erwarteten vorerst 50 km lockere
Fahrt, bis es dann ernst werden sollte auf den Pisten durch die tunesische Sahara. Doch weit gefehlt: Kaum hatten wir die letzten Ausläufer
der Oase hinter uns, schon mussten wir uns gegen einen kräftigen Wind stemmen, der unser Vorwärtskommen so behinderte, dass
wir satte vier Stunden brauchten, bis wir Bir Ghèzene mit seinem Café Ali Baba erreichten. Dort trafen wir auf zwei katalonische
Radlerpärchen, welche der Rückenwind aus Matmata hierher geschoben hatte - des Einen Glück ist des Andern Verdruss!
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Auf einsamster Piste unterwegs nach Bir Soltane
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Der Gegenwind war nur noch kurze Zeit ein Thema, dann bogen wir beim Café Tarzan in die südöstlich führende Piste
ein, welche fortan einen Grossteil unserer Aufmerksamkeit für sich selbst beanspruchte. Bald waren kleinere Dünenfelder zu queren in welchen
ein winziger Steuerfehler zur Konsequenz hatte, dass man das Rad gesamt schwerem Gepäck möglicherweise über eine längere
Strecke schieben musste, bis man wieder Gelegenheit fand, um einen neuen Startversuch zu unternehmen. Obschon die Piste sich regelmässig
verzweigte und mit andern kreuzte, war die Orientierung dennoch kein Problem wussten wir doch i) dass wir die grosse Pipelinepiste immer im Osten
zu erwarten hatten, und ii) standen verschiedene GPS Wegpunkte zur Auswahl, die wir notfalls direkt hätten ansteuern können.
Am frühen Morgen des nächsten Tages erreichten wir dann in Bir Soltane die nicht zu verfehlende Pipelinepiste, die sich in Autobahnbreite in relativ direkter
Linie von Norden nach Süden zieht. Durch den vielen Verkehr war die Oberfläche teilweise vom Wellblechtypus. Andere Streckenabschnitte
waren ziemlich eingesandet, lagen die grossen Dünen des Ergs doch in Sichtweite im Westen.
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Am Thermalpool von Ksar Ghilane
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Das Verkehrsaufkommen auf der Pipelinepiste hatte es bereits angekündigt: Wir würden wohl nicht die Einzigen sein am berühmten
Quellteich in Ksar Ghilane. Aber in den frühen Nachmittagsstunden handelte es sich noch um eine Gesellschaft von Einzelreisenden vieler Nationen, und
Franzosen und Italienern, die wie selbstverständlich immer im grösseren Konvoi zusammengeschlossen reisen. Zu etwas späterer Stunde dann treffen
die Karawanen der Reiseagenturen ein, um den hübschen Tamarisken- und Palmenhain zu besuchen und die klimatisierten Nomadenzelte
mit fünf Sterne Komfort in Beschlag zu nehmen. Die am Rande der Dünen wartenden Pferde und Dromedare werden sich dann wohl auch
grösseren Zuspruchs erfreuen. Bis es aber soweit war, genossen wir noch eine Casse Croûte und Sandra liess es sich nicht nehmen,
ins warme Wasser des Quellteiches einzutauchen.
Beim Rausfahren wird man sich der Ärmlichkeit bewusst, die der kleine Ort Ksar Ghilane ausstrahlt und man wird den Verdacht nicht ganz
los, dass das an den vielen Touristen verdiente Geld nicht in lokale Kassen fliesst, sondern - bildlich gesprochen - über die nahegelegene
Pipeline aus den Edelhotels nach Norden abgesaugt wird.
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Zu den Dahar-Bergen
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Nach einer Silvesternacht irgendwo in der unendlichen Weite der Wüste unter einem klaren Himmel mit Milliarden von Sternen fuhren wir
zeitig am Neujahrsmorgen weiter Richtung Osten. Von einer Anhöhe aus konnten wir bald einmal die Silhouette der Daharberge erblicken,
die wir uns als nächstes Ziel gesetzt hatten. Während die wichtige Abzweigung von der Pipelinepiste noch völlig unmarkiert
gewesen war, liessen sich hier fast im Nichts ganz ordentliche Wegweiser mit Distanzangaben finden. Die Landschaft änderte nun ihren Charakter
und es tauchten bald einmal Brunnen und frisch bestellte Felder auf, in einem Oued sogar eine kleinere Ansammlung von Gehöften.
Wir gelangten bald in eine Gegend mit malerischen Tafelbergen und folgten dem Oued, welches sich dazwischen durchwand.
Nach dem Überqueren eines kleinen Passes erschien wie ein Adlernest auf der Gebirgskante sitzend das alte Berberdorf Guermessa.
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Schwierige Passagen durch weichen Sand
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Dünenlandschaft hinter dem Café Tarzan
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Sandra auf guter Piste nach Bir Soltane
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Sandra im Thermalbad von Ksar Ghilane
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Auf breiter Piste in Richtung Daharberge
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Wegweiser haben in der Gegend Seltenheitswert
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Pistenverzweigung ohne jeglichen Wegweiser
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Die Tafelberge des Dahars sind erreicht!
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Bestellte Weizenfelder am Fusse der Daharberge
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