Sbeïtla und Kasserine

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Einführung
Am Übergang der Bergregion der Dorsale zur zentralen tunesischen Steppe befinden sich die beiden Städte Sbeïtla und Kasserine, denen schon zur römischen Zeit eine grössere Bedeutung zukam. Entsprechend findet man an beiden Orten Überreste der grösseren römischen Siedlungen Sufutela und Cillium. Ihr Charakter ist ziemlich unterschiedlich: Sbeïtla ist zum grössten Teil ausgegraben und restauriert, im Theater vielleicht schon fast überrestauriert, so dass man schon fast treffender von «renoviert» sprechen könnte. In der Hauptsaison wird es wohl von grossen Scharen Touristen aus den Badeorten heimgesucht werden. Kasserine auf der andern Seite ist lediglich durch eine Mauer abgezäunt, ansonsten aber in einem Zustande der Ursprünglichkeit belassen und profitiert von einer ausserordentlich schönen Lage. Wenige Touristen verirren sich in diese Ruinenstätte.

Tagebuchausschnitte
Forum und Kapitol in Sbeïtla
Die eindruckvollsten Bauwerke stehen am ehemaligen Forum der antiken Stadt Sufutela und umfassen einerseits das gut erhaltene dreibogige Tor des Antoninus-Pius und andererseits den dreiteiligen Kapitolstempel, dessen Teile den römischen Hauptgottheiten Juno, Jupiter und Minerva gewidmet wurden. Besonders gut erhalten ist die Vorderseite des auf der linken Seite stehenden Junotempels mit seinen korinthischen Säulen. Die das Forum umgebende Mauer wurde erst in späteren, unsichereren Zeiten durch die Byzantiner zu Verteidungszwecken angefügt. Vom Hauptplatz weg führen nach allen Seiten mit groben Steinplatten gepflasterte Strassen durch die Stadt.
Theater und Triumphbogen des Dioklethians
Weitere sehenswerte Prunkbauten Sufutelas sind das antike Theater und der Triumphbogen des Dioklethians auf der der neuen Stadt Sbeïtla zugewandten Seite des Ruinenareals. Das etwas überrestaurierte Theater liegt an einem Abhang und erlaubt den Zuschauern einen vom Geschehen auf der Bühne abschweifenden Blick auf das schöne Flusstal zu erhaschen.
Einblick ins tägliche Leben der Römer
Zur Blütezeit der Stadt soll diese etwa 10 000 Einwohner aufgewiesen haben und man fragt sich natürlich, wie diese gelebt hatten. Die erhabenen Prunkbauten geben wenig Auskunft darüber, höchstens indirekt als Zeichen für einen beträchtlichen Wohlstand seiner Bürger. Relikte profaner Bauten, wie der Thermen und noch mehr der Stadthäuser und Villen lassen sich schon eher mit Leben füllen, obschon man hier vielleicht unwissentlich durch die Abenteuer der Gallier Asterix und Obelix geleitet oder gar fehlgeleitet werden könnte.
Details, wie die freigelegte Wasserleitung - oder ist es eine Kanalisation, die wohlgepflästerten Strassen, von den zahlreich vorgefundenen Mosaikböden ganz zu schweigen, zeigen eine Stadt reicher Bürger. Die eindrücklichen Überreste der Olivenmühlen und Pressen, die sich auch ausserhalb des eigentlichen archäoligischen Areals zahlreich finden lassen, geben uns einen Hinweis, woher ein solcher Reichtum stammen könnte.
Kasserine
Die Stadt Kasserine liegt hübsch eingerahmt von Bergzügen, welche unter anderen den mit 1544 m höchsten Berg Tunesiens, den Djebel Chambi, einbeziehen. Kasserine ist in seiner heutigen Form eine Gründung der Franzosen und mutierte zu einer geschäftigen Provinzhauptstadt. Ihr Name weist auf zwei Mausoleen hin (Kasserine, 2 Ksars oder 2 Burgen), wovon man das gut erhaltene Mausoleum des Flavius von der Durchgangsstrasse nach Westen aus sehen kann.
Ruinenstadt Cillium
Südwestlich von Kasserine an der Strasse nach Gafsa liegen die Überreste der römischen Stadt Cillium. Durch ein weit offenstehendes Tor in der Umzäunung fuhren wir mit dem Velo auf das Gelände und über seit Jahrhunderten herumliegende Steine und Scherben hinweg durch den herrlich oberhalb eines kleinen Tälchens gelegenen Triumphbogen hindurch. Bei einem weiteren kleineren Bogen in der Nähe des Friedhofes mit einer schönen Maraboutgruppe treffen wir auf den unvermeidlichen «Gardien» mit dem wir einen kleinen Schwatz halten und der uns wiederum unvermeidlich «echte» römische Münzen zum Kaufe anbietet.
Forum und Kapitolhügel in Sbeïtla Forum und Kapitolhügel in Sbeïtla
Olivenmühle und Presse in Sbeïtla Olivenmühle und Presse in Sbeïtla
Antoninus-Piustor am Forum in Sbeïtla Antoninus-Piustor am Forum in Sbeïtla
 Auf ausgetretenen Pfaden in Sbeïtla Auf «ausgetretenen» Pfaden in Sbeïtla
Renoviertes antikes Theater in Sbeïtla Renoviertes antikes Theater in Sbeïtla
Antikes Mausoleum Ksar Krima bei Ousselatia Triumphbogen des Dioklethians in Sbeïtla
Oued el Hatab bei Kasserine Oued el Hatab bei Kasserine
Triumphbogen in Cillium bei Kasserine Triumphbogen in Cillium bei Kasserine
 Relikte eines Torbogens vor einem Marabout in Cillium Relikte eines Torbogens vor einem Marabout in Cillium

Etappen der Tunesienreise
Berge der Dorsale. Antike Ruinen inmitten teils schroffer Berge.
Sbeïtla und Kasserine. Ausgegrabene und belassene Römerstädte.
Zentrale Steppenregion. Einsame Gegend reich an Phosphat.
Bergoasen. Palmenbestandenes Mides, Tamerza und Chebika.
Oasen des Djerids. Palmenoasen am Rande des Schotts el Djerid.
Berg- und Schottpisten. Berge, Pässe, Schluchten und das Schott.
Nefzaoua Oasen. Palmen in den Sanddünen des Grossen Ergs.
Tunesische Sahara. Auf Sandpisten in und durch die Sahararegion.
Berberdörfer des Dahars. Verteidigungssiedlungen in den Bergen.
Ksars und Ghorfas. Speicherburgen der Berber.
Matmata Bergland. Siedlungen mit Kraterwohnungen der Berber.
Medina und Souks. Die geschäftige Altstadt von Tunis.
La Goulette, Carthage und Sidi Bou Said. Die noblen Vororte.
   

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Heinz Rüegger - 15.01.2006 HOME