Einführung
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Tunis kann heute sicher als die unumstrittene Hauptstadt des Landes gelten, dessen Name sich unmittelbar davon ableitet und im Arabischen
sogar damit identisch ist. Doch hat es diese
Vorrangstellung erst seit dem 13. Jahrhundert unter den Hafsiden inne. Die Verlegung der Hauptstadt von dem nach der
arabischen Eroberung in der Steppe errichteten Kairouan an die Gestade des Mittelmeeres durch die Aghlabiden im Jahre 894 stellt nur eine kurze
Episode in der Geschichte des Landstriches Ifriqiya dar. In den vielen Jahrhunderten zuvor war Tunes, wie es damals hiess, nichts mehr als
kleiner unbedeutender Vorort der mächtigen Nachbarstadt Karthago, dessen wechselvolles historisches Schicksal es jeweils teilte.
Eine wichtigere Rolle wurde Tunis wärend der 300 jährigen Herrschaft der Osmanen zu teil, die uns prächtige Paläste
hinterlassen haben. In einem solchen Palastgebäude ist heute im Bardobezirk beispielsweise das tunesische Parlament untergebracht,
während der ehemalige Haremsteil zum Nationalmuseum umgenutzt wurde.
Ab dem Ende des 19. Jahrhundert kamen die Franzosen und machten Tunis zum Sitz ihrer Protektoratsverwaltung, liessen die Mauer um die
Medina niederreissen und errichteten ausserhalb zum Lac de Tunis hin die neuen Quartiere mit grosszügigen Boulvards und Plätzen.
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Tagebuchausschnitte
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Durch die Touristengasse zur Az Zitouna Moschee
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Einen bequemen Zugang zur Altstadt verschafft man sich beim Bab al Bahr, dem zur Avenue de la France hin orientierten ehemaligen Seetor, das noch
als einsam wirkendes Relikt an die alte mächtige Medinamauer erinnert. Dahinter öffnet sich die Rue Djama'a az Zitouna, an welcher viele
Händler wirken, die ihr Angebot speziell auf Touristen ausgerichtet haben. Im Gegensatz zu früheren Zeiten wird man nicht mehr im gleichen
Ausmasse bedrängt, eines der Geschäfte zu betreten oder angelockt durch das Angebot von der Dachterrasse Fotos über die Dächer
der Medina hinaus zu schiessen.
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Die Az Zitouna - Moschee und Universität zugleich
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Die von den Aghlabiden in den 856-864 erbaute Djama's az Zitouna, die Ölbaummoschee, ist nach der Sidi Oqba Moschee in Kairouan die
bedeutenste Moschee Tunesiens. Aus der einfachen, der Moschee angegliederten Koranschule entwickelte unter der Herrschaft der Hafsiden
die drittgrösste islamische Bildungstätte und später eine wichtige Universität, auf welcher auch andere Gebiete gelehrt wurden.
Lediglich die Universitäten Al Azhar in Kairo und Kairaouine in Fès übertrafen die Az Zitouna im Rang und Respekt der Zeit.
Ihr wohl berühmtester Schüler war der in Tunis geborene Philosoph und Universalgelehrte Ibn Khaldoun (1332-1406), welcher uns durch
sein sorgfältiges Geschichtswerk «Buch der belehrenden Kenntnisse» bekannt ist.
Leider war uns der Zugang zur Moschee am heiligen Freitag nicht möglich und auch an sonstigen Tagen kann man als Nichtmuslim nur einen
kleinen Teil besichtigen.
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Authentischer Souk mit traditionellem Handwerk
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Man braucht die zwei Hauptwege durch die Medina nicht weit verlassen, um sich in ganz anderer Umgebung wieder zu finden. Kleiderladen stösst an
Kleiderladen, Schuhgeschäfte (mit einem Angebot von Sandalen und Sportschuhen bis zu elegantesten Frauenstiefelchen mit Absätzen fast so hoch wie
durchschnittliche Tunesierinnen gross sind) grenzen an Ledergeschäfte und dazwischen gab es fast kein Durchkommen durch die engen Gassen und
das kauffreudige Publikum. Von den Händlern wurde mit dem dauernd wiederholten Ausruf «chamsa mi'a» (500) auf besonders interessante
Angebote hingewiesen.
In etwas entlegeneren und somit einsameren Gassen der Medina wirken wie vor Jahrnunderten Schmiede, Möbelschreiner, Sattler und
andere Handwerker in ihren traditionellen Sparten.
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Hammelmarkt inmitten der Medina
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Die wenigen sich bietenden Nischen in den engen Gassen der Medina von Tunis waren bei unserem Rundgang oft mit Stroh bedeckt und mit Schafen belegt,
vornehmlich Hammeln, die dem städtischen Publikum zum Kauf angeboten wurden. Manschmal stand auch ein kleiner Platz zur Verfügung und im
Extremfall musste halt ein Café kurzfristig (?) in eine Markthalle für Hammel umgewandelt werden.
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Zoologischer Garten im Parc du Belvédère
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Unter riesigen Ficus- und Gummibäumen wurde vor etwa 40 Jahren der zoologische Garten von Tunis angelegt. Dieser gilt als einer der schönsten
in Nordafrika, ein Urteil, welches vom gartenarchitektonischen Standpunkt aus betrachtet nicht zu bestreiten ist, im tierpflegerischen, namentlich in der Art
der Unterbringung der Tiere drängen sich nach fast einem halben Jahrhundert vielleicht kleinere Anpassungen auf.
Nebst einem guten Querschnitt durch die Fauna Afrikas kann man in der Gartenanlage auch viele junge tunesische Liebespärchen beobachten, die
in diesem exotischen Ambiente einen kleinen Freiraum gefunden haben, um sich ein bisschen näher zu kommen.
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Hammouda Pacha
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Sonnenblenden
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Stände der Obstverkäufer
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am Rande der Medina
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Schafmarkt - Outdoor ...
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... und Indoor
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Enge Gassen
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in der Medina
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Türen, Pforten und
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Tore der Medina
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Zitouna Moschee
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Gasse der Medina
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Kronenkranich im Zoo von Tunis
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Pavianmännchen
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Ein Paar von Marabuvögeln
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