Einführung
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Im Herbst stellt das schöne Wallis und insbesondere das Lötschental eine hervorragende Destination dar, um eine kleinere oder auch
etwas grössere Wanderung zu unternehmen. Die Berge tragen zu dieser Zeit dann meist schon einen Hauch von
Schnee, welcher die kommende Wintersaison mit den Skitouren ankündigt. Mit etwas Glück findet man die
Lärchenwälder in ihrem anmutigen herbstlichen Gelb und die Heidelbeersträucher leuchten rot im bereits
etwas sanfteren Sonnenlicht des Herbstes.
In diesem Jahr wollten wir den Lötschenpass von Süd nach Nord überqueren, nicht zuletzt auch um heraus zu finden, ob dieser als
alter Saumpfad heute noch problemlos mit Pferden machbar wäre, was wir an dieser Stelle allerdings definitiv verneinen
möchten.
N or not N - that is the Question. Der aufmerksame Leser dieser Zeilen wird bereits festgestellt haben, dass wir alternativ
einmal Lötschepass und dann wieder Lötschenpass schreiben. Ersteres ist die Bezeichnung auf der Landeskarte
und das andere findet man ebenso oft, insbesondere auch auf Tourismusprospekten. Damit alle «Googler» diese
überaus wichtige Seite auch finden, verwenden wir beide Schreibweisen und führen die Diskrepanz auf den Unterschied zwischen
der Dialekt- und Schriftsprache zurück.
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Tagebuchausschnitte
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Frostiger Empfang in Goppenstein
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Die Passagiere, die in Goppenstein den Zug verliessen, teilten sich schnell in zwei recht ungleiche Gruppen. Die Mehrheit
eilte zur Haltestelle des Postautos, um mit ihm irgend eines der schönen Dörfer oder gar die Fafleralp im hintersten
Lötschental zu erreichen. Wir wandten uns zusammen mit einer kleinen Minderheit der Reisenden direkt dem westlich
gelegenen Steilhang zu. Goppenstein lag noch im tiefen Schatten, und sollte es noch für eine längere Zeit des
Tages bleiben, während die Bergspitzen bereits im Sonnenlichte erstrahlten. Ein Reif überzog noch die Gräser
der Weiden als wir guten Schrittes schnell versuchten, die wärmende Sonne hoch über uns zu erreichen. Weil
die Sonne uns natürlich auch sehen wollte trafen wir uns dann auf halbem Wege!
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Ein Stücklein des Lötschentaler Höhenweges
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Noch kein Strahl der uns bereits seit einiger Zeit wärmenden Sonne hatte die Dörfer auf dem Grunde des
Lötschentales erreicht als wir bereits die Häuschen aus sonnengeschwärztem Lärchenholz auf
der Faldumalp erreichten und dort eine kleine Rast einlegten. Der Blick schweifte über den zackigen Gratverlauf
der Bergkette, die das Tal vom eigentlichen Wallis trennt und blieb dabei natürlich am gebieterischen Bietschhorn
hängen. Weiter bewegten wir uns auf dem Höhenweg über die Restialp zur Kummenalp wobei trotzt des
fast horizontalen Verlaufes der Strecke die Marschleistung etwas nachliess. Einerseits musste die prächtige Gegend
mit Lärchenwäldern und eindrücklichem Panorama in Pixel gegossen werden, andererseits verführten
die reifen und zudem überaus reichlich vorhandenen Heidelbeeren zur Nascherei.
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Kummenalp und Seenplatte
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Auf der Kummenalp, dem eigentlichen Ausgangspunkt zum Aufstieg auf den Lötschepass, lockte das Gasthaus
und wir entschlossen uns zur mittäglichen Einkehr. Leider erwies sich die Speisekarte des Lokals als geringfügig
Saison-resistent - wir hatten in Anbetracht der Jagdsaison insgeheim auf einen tollen Wildschmaus gehofft. Trotz der
kleinen Enttäuschung wohl gestärkt konnten wir über anfänglich Gras- und später die
Schrofenhänge eine kleine Seenplatte unmittelbar unterhalb der Passhöhe erklimmen. Die verschiedenfarbenen
Seelein waren geradezu herrlich anzusehen und spiegelten die sie umgehende imposante Bergweld prächtig wider. Da und dort hatte
sich auf ihrer Oberfläche bereits eine dünne Schicht klaren Eises festgesetzt, welches noch versuchte der Mittagsonne
Widerstand zu leisten.
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Kuchen auf der Passhöhe
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Der sportliche Berggänger wird sich hier nun wohl die Frage erlauben, ob es sich bei der beschriebenen Tour um eine Bergwanderung oder
doch eher um eine Schlemmertour gehandelt hätte - aber wir müssen gestehen, dass wir bei der auf der Passhöhe
gelegenen Hütte dem Angebot frisch gebackener Kuchen nicht widerstehen konnten und alsodann wiederum einkehrten! Neben
dem Kuchen genossen wir natürlich den wärmenden Sonnenschein und die tolle Aussicht auf beide Seiten des Passes aber
namentlich noch einmal zurück ins Wallis mit seiner beeindruckenden Gipfelwelt.
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Abstieg ins Gasteretal
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Der oberste Teil des Abstieges nach Kandersteg verläuft entlang des Lötschegletschers, der wie so viele seiner
alpinen Artgenossen nicht verleugnen kann, dass er schon einmal bedeutend mächtiger gewesen war. Nur noch ein
kümmerlicher Rest bedeckt den Talgrund, während der Autor dieser Zeilen vermeint sich zu erinnern er hätte
vor etwas mehr als 20 Jahren noch viel Gletscher unter den Füssen gespürt. Wie dem auch sei - jedenfalls
lockte uns der Abstieg durch die Felswände auf dem blau-weiss markierten Weg stärker als die kurze Gletschertraverse
und das Serpentinenwegchen durch den Grashang bei Balm. Und tatsächlich entpuppte sich unsere Wahl als
interessante Variante auf einem eindrücklich angelegten Weglein entlang und durch die Felsenpartie.
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Wildes Gastertal
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Das Hochtal am Oberlauf der Kander wird von den gigantischen Felsabbrüchen des Doldenhorns im Norden und
des Balmhorns im Süden dominiert, welche die Ränder des gletschergeformten U-Tales bilden. Die angetroffene Feuchte
des Talgrundes liess vermuten, dass zu solch herbstlicher Zeit kein Sonnenstrahl mehr seinen Boden erreicht. Dass der
Sommer vorbei und der Winter am Kommen war, zeigte sich auch daran, dass der Busbetrieb von Selden nach Kandersteg
eingestellt war und wir deshalb das Gasteretal zu Fuss zu geniessen hatten.
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Lötschentaler Höhenweg östlich der Faldumalp
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Herbstliche Heidelbeersträucher im Lärchenwald
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Häuschen aus Lärchenholz auf der Kummenalp
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Erzgefärbte Felsformationen vor der Bietschornkette
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Gletschergeformtes Seelein hoch über dem Lötschental
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Karrenfeld auf der Passhöhe des Lötschepasses
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Querspalten auf dem unteren Teil des Lötschegletschers
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Wasserfall unterhalb des Lötschegletschers bei Balme
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