Einführung
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Unternimmt man eine fast beliebige Bergtour im Glarnerland, so dominiert meist das felsige Bollwerk des Glärnisch den
Ausblick. Auf den vielen Fahrten mit der Bahn durch das Tal der Linth kommt man zwischen Glarus und Schwanden nicht darum
herum, den Blick auf den Vorderglärnisch zu richten, und man fragt sich sofort, wie man diese Vorburg unter Umgehung
der senkrechten Wände wohl erklimmen und überschreiten könne. Bald macht man dann Grashänge aus,
die sich zum Grat hochziehen und die Unternehmung wird zur Möglichkeit, die man bei gegebener Zeit anpacken will.
Ende November 2006 machten wir uns in aller Herrgottsfrühe auf zum Bahnhof, um den ersten Zug ins Glarnerland zu
besteigen, machten aber schon nach wenigen hundert Metern im einsetzenden Regen wieder kehrt. Mitte Oktober standen
die Wetterprognosen günstig und der Wecker wurde wieder auf 4:30 Uhr gestellt.
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Tagebuchausschnitte
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Ankunft in Mitlödi
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Die Nacht wich gerade dem anbrechenden Tage, der sich mit einem matten Schimmer über den Bergen ankündigte, als wir in Mitlödi
aus dem Zuge stiegen. Etwas Sorge bereitete uns die Tatsache, dass die Strassen von einem Regen, der wahrscheinlich
in der Nacht niedergegangen war, noch triefend nass waren. Wir stellten uns die bange Frage, ob die zu erwartenden steilen und
möglicherweise teils exponierten Grashänge im oberen Teil des Aufstieges bei Nässe sicher zu begehen seien.
In Anbetracht der Tatsache, dass der Himmel klar war und wohl noch tausend Höhenmeter bis zu den entscheidenden
Stellen vor uns lagen, verschoben wir den Entscheid auf später und gingen vorerst einmal los.
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Aufbruch in der Tagesdämmerung
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Im Mitlödi wurden von den Austrägern gerade die Sonntagszeitungen in die Briefkästen
gelegt, als wir das Dorf auf dem Weg bergwärts durchschritten und anschliessend durch den Wald die Hanslirus ansteuerten.
Dabei fielen die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne auf die Gipfelfelsen des Glärnisch und tauchten diesen
in ein goldenes Licht. Die damit einhergehende Erwärmung verursachte einen leichten Talwind und dieser führte
eine grosse Nebelbank ins Linthtal. Als Resultat waren wir im Aufstieg durch die Laui bald von Nebelschaden umwogt, die neben uns
aufwärts zogen aber nicht zu dicht waren und doch ab und zu den Blick wieder freigaben.
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Ständchen hoch über Schwändisienen
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Auf einer Höhe von ca 1300 Metern musste sich der Nebel endgültig der Kraft der Herbstsonne ergeben.
Wir erreichten auf dem schön durch die Hänge und Felsen angelegten Weg die gepflegten Hüttchen von
Schwändisienen, die wir als Wochenendhäuschen taxierten. Durch lockeren Wald gelangten wir schliesslich
auf die Grasplanggen der Sienen, wo wir ein Felsband durchqueren mussten, was jedoch angesichts der gut angebrachten
Markierungen keine Probleme verursachte. Wir gönnten uns gerade eine Rast als drei Glarner Berggänger an uns
vorbei zogen. Einer von ihnen hatte ein merkwürdig aussehendes Etui auf den Rucksack geschnallt und wir rätselten,
um was es sich handeln könnte. Das Geheimnis wurde beim Erreichen der Felswände gelüftet und zum
Vorschein kam ein Büchelhorn! Ein Ständchen wurde gegeben und später auf dem Gipfel stand eine weitere
musikalische Unterhaltung an.
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Schlüsselstelle unter dem Gipfelgrat
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Nach einem kurzen Abschnitt auf einem Grätchen standen wir nun auf einem kleinen Joch und vor uns türmten sich
die Wände senkrecht zum nahe erscheinenden Gipfelgrat auf. Nachdem vorerst nicht an ein Weiterkommen zu denken
schien, zeichnete sich doch gegenüber ein grasdurchsetztes Band ab, durch welches ein Weglein sichtbar war. Der Weg
hinüber schien jedoch aus einer stark abschüssigen Felsplatte zu bestehen auf welcher etwas lockerer Schutt lag
und darunter das blanke Nichts! Der ortskundige Glarner konnte uns jedoch mit der Bemerkung beruhigen, dass es «nicht
mal halb so schlimm sei, wie es aussähe» und damit komplett recht hatte. Bald hatten wir die Stelle überwunden
und den Grat erreicht. Der Aufstieg zum Gipfel des Vorderglärnisch verlief anschliessend unproblematisch über
felsdurchsetzte Schuttfelder.
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Aussichtskanzel hoch über dem Tal von Glarus
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Vom Gipfel ergab sich ein toller Rundblick: Direkt unter den Füssen lag Glarus, dahinter öffnete sich der Blick
zum Fronalpstock, dem Schilt und dem zerfurchten Mürtschenstock, wieder dahinter weiter zum Alpstein. Nach Norden zu stand der
Wiggis, die Wägitaler Höhen und dazwischen gar die Mythen. Die Alpenkette im Süden lag leider
teilweise ein wenig in den Wolken, aber hinter uns türmte sich der Glärnisch und erinnerte daran, dass es in
der unmittelbaren Umgebung noch ein weiteres lohnendes Ziel für die Zukunft gäbe.
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Abstieg nach Norden zum Klöntaler See und nach Glarus
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Der Abstieg zum Klöntaler See erfolgte über den wohl angelegten Wanderweg, der im Bereich der Alp
Gleiter mit ihrem gedrungenen Alpgebäude in interessanter Routenführung mehrere Felsbänder
überwindet. Zur dieser herbstlichen Zeit lag der Weg in diesem Abschnitt ganztägig im Schatten und
entsprechend feucht war dieser, ja teilweise sogar etwas glitschig. Durch die überreichlich angebrachten Sicherungen
konnten sich aber bestimmt alle Berggänger sicher fühlen.
Nach dem steilen Abstieg vom Vorderglärnisch präsentierte sich das flache Gelände bei Hinter
Saggberg eher etwas überraschend. Schön angelegt auch der Fahrweg durch den Stotzigen Wald
hinunter nach Glarus, das wir bereits um etwa vier Uhr erreichten.
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Der Glärnisch im Lichte der aufgehenden Sonne
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Nebelmeer über dem Linthtal, darüber der Chärpf
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Kletterpartie durch teils sehr steile Grashänge
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Felswände im Bereich des Gipfelgrates
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Hoch über den Wolken und dem Tal mit Glarus
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Blick vom Vorderglärnisch Richtung NE zum Alpstein
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Verschlungener Weg über eine Grasrippe im Abstieg
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In den Felsbändern oberhalb der Alp Gleiter
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